von Saratani
3 Worte und doch so schwer für mich.
Wenn ich dich sehe, macht mein Herz einen Freudensprung. Treffen sich unsere Blicke, wird mir warm. Kommst du mir näher oder berührst du mich flüchtig, fängt mein Körper zu Kribbeln an.
Verliebtheit ist ein positiver Zustand, doch für mich bedeutet er STRESS.
In meinem Kopf gibt es einen Beratungsstab und sie analysieren jedes Detail meines Lebens.
>Dein Arm neben meinem auf der Mittelkonsole deines Autos. #1 -der Sachliche- sagt: „Da fehlt nicht mehr viel, bis die Arme sich berühren.“ #2 -der Romantiker- kreischt, wie ein verliebter Teenager: „Er sucht unsere Nähe. Der will bestimmt mehr als Freundschaft.“ #3 -der Grantige- antwortet barsch: „Quatsch! Der hat sich nur bequem hingesetzt!“ #2: „Oh, er fühlt sich also wohl mit uns.“ #3 verdreht die Augen: „Nein! Er fährt einfach nur Auto!“ So geht es jeden Tag, wenn wir in die Arbeit bzw. nach Hause fahren.
>Du begegnest mir auf dem Gang. Wir suchen Blickkontakt und wenn sich unsere Augen treffen, schlägt der Blitz in meinem Bauch ein und entfaltet sich in lauter kleinen Schmetterlingen. Schnell schaue ich wieder weg. #2 kreischt: „Schau wieder hin. Er hat den Kontakt doch auch gesucht!“ #2: „Ach was, das war Zufall.“ #1: „Also Zufälle gibt es nicht!“ #2: „Sag ich doch, er sucht den Kontakt zu uns.“
>Du neigst dich in der Besprechung zu mir herüber und flüsterst mir etwas ins Ohr. Mein Herz droht aus der Brust zu springen. #2: „Oh, er kommt näher. Er will uns. Er will möglichst wenig Distanz zwischen uns.“ #3: „Blödsinn! Er will nur nicht, dass es alle hören.“ #2 trotzig: „Nein! Er MAG uns!“ #1 versucht zu vermitteln: „Also ich finde #3 hat Recht. Das war wirklich nicht für alle Ohren bestimmt.“ #2 schmollt.
>Habe ich keinen guten Tag, versuchst du mich aufzumuntern – mit Grimassen oder doofen Sprüchen. #2 verklärt: „Er will uns strahlen sehen.“ #1: „Er ist heute wohl gut drauf und darum macht er Blödsinn. Was hat das mit uns zu tun?“ #3: „Er ist einfach NUR EIN FREUND!“
Mittlerweile geben die 3 auch zu Hause keine Ruhe, permanent diskutieren und analysieren sie. Ich sehne mich nach Ruhe und beschließe mich von dir fernzuhalten. Ich meide Augenkontakt, initiiere keine Unterhaltungen und versuche dich wie Luft zu behandeln. Du wirkst verwirrt, teilweise wütend und ich kann dich verstehen, denn der Stab in meinem Kopf tobt.
Ich meide dich. Kämpfe gegen deine Anziehungskraft. Es zerreißt mich, nicht mit dir zu reden. Mir fehlt unsere Unbeschwertheit/mein bester Freund. Doch deine Nähe tut mir weh.
Ich wüschte, ich könnte mich in einem ruhigen Moment im Büro zu dir drehen. Dir tief in die Augen blicken und mit einem Lächeln im Gesicht sagen: „Ich mag dich – mehr als einen Freund.“ Doch stattdessen blende ich dich aus. Ich habe Angst vor der Antwort.
© Saratani 2020-07-03