Ikea und das Einhornbild

Isabel Jahn

von Isabel Jahn

Story

Nach langer Zeit wagen wir uns mal wieder zu Ikea. Der Plan ist, alles gezielt einsammeln, schnell an die Kasse und die Kleine davon abhalten, etwas mitzunehmen.Da wir am nächsten Tag einen Ausflug in den Dinopark machen, erklären wir ihr, dass sie sich dort etwas aussuchen darf. Natürlich fragt sie trotzdem in regelmäßigen Abständen, ob sie etwas haben kann. Aber es gibt kein größeres Drama.

Dann entdeckt sie ein Leinwandbild mit einem Einhorn darauf, welches sie soooooo gern in ihr Zimmer hängen möchte. Zumindest stolpert man da nicht drüber, wie über so manches Spielzeug und die weißen Wände in ihrem Zimmer freuen sich vermutlich über etwas Abwechslung. Daher entscheiden wir, dass sie das Bild mitnehmen darf. Gut behütet, trägt sie es wie einen Schatz durch Ikea, bis wir an der Kasse sind. Das Bild hat keinen Barcode zum Scannen. Auf Nachfrage, wie wir es bezahlen können, ist die Angestellte ratlos. Ich gehe zurück. Dort gab es noch ein Bild zu dieser Serie. Denn es war das letzte mit diesem Motiv. Das andere Bild hat ein Preisschild, aber ebenfalls keinen Barcode. Ich frage eine Angestellte, die grade vorbeiläuft, wie ich eins der Bilder kaufen kann. „Gar nicht“, bekomme ich zur Antwort. Die Bilder sind Ausstellungsmuster und werden nicht verkauft. Ich frage nochmal nett nach, ob es eine Möglichkeit gibt das Bild zu erwerben. Sie hat kein Interesse mir zu helfen und antwortet genervt mit „Nein“.

Frust kommt in mir auf: „Dann wird es jetzt an der Kasse vermutlich Tränen geben“, sage ich und hoffe, dass sie ein Herz für Kinder hat und doch noch einen Weg findet, um mir das Bild zu verkaufen. „Tja, dann ist das wohl so“, antwortet sie. Ärgerlich stelle ich das Muster zurück und gehe zur Kasse, wo mein Mann mich erwartungsvoll anschaut und die Kleine geduldig wartet. So kurz wie möglich erkläre ich ihm, dass wir das Bild nicht kaufen dürfen. Er schüttelt verständnislos den Kopf. Dann gehe ich zu meiner Kleinen auf die Knie runter. Das Bild liegt vor ihr an der Schnellkasse. Sie hat es brav liegen lassen, weil sie weiß, dass sie noch warten muss, bis es bezahlt ist. Dann erkläre ich ihr, dass uns der Laden das Bild nicht verkaufen möchte und wir es deshalb nicht mitnehmen dürfen. Ihr Blick geht zu dem Bild, die Mundwinkel nach unten und dann kullern schon die Tränchen. Ich nehme sie hoch, gebe ihr ein Küsschen und versuche sie zu trösten. Sie weint noch eine ganze Weile. Am Auto angekommen, schlage ich ihr vor, dass ich zu Hause auch so ein Bild für sie zeichne und sie sich dann sogar die Farben aussuchen darf. Traurig ist sie immer noch, aber die Idee gefällt ihr.

Zu Hause lege ich gleich los mit dem Bild. Für mich als Hobby-Künstlerin kein allzu großes Problem. Allerdings ist es nicht so einfach, wenn die 3-Jährige ungeduldig neben einem steht und erwartet, dass das Kunstwerk innerhalb von 5 Minuten vollbracht ist. Es brauchte ein paar Abende mit mehreren Unterbrechungen. Aber nun hat sie ihr ganz eigenes und individuelles Einhornbild von ihrer Mama.

© Isabel Jahn 2021-06-18

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