von Elke Steiner
Es gibt Orte, die leben von ihren Menschen.
Es ist ein heißer Samstag Morgen und wir schwingen uns auf die Fahrräder. Vom Nonntal durch die Kaigasse, über den noch menschenleeren Mozartplatz, entlang der Salzach über die Staatsbrücke und schon lacht es mir entgegen, das Bazar.
In einem wunderschönen Cecconi Haus, mit kleinen Dachtürmchen, das Ende des 19.Jahrhundert errichtet wurde, eingebettet zwischen der Schwarzstraße und dem Salzachufer, liegt das altehrwürdige Café Bazar, ein besonderer Ort.
Bereits für Stefan Zweig, Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt, Greta Garbo, Paula Wessely, Marlene Dietrich, Thomas Bernhard und einige Berühmtheiten mehr war das Bazar ein Stammcafé.
An heißen Tagen ist die Terrasse morgens noch wunderbar kühl. Man kann in aller Ruhe das beginnende Gewusel der einfallenden Touristen beobachten und dabei genüsslich seine erste Melange genießen.
Da kommt er schon mit einem stets freundlichen „Guten Morgen“auf den Lippen. Herr Wolfgang ist Oberkellner im Café Bazar und gehört eigentlich schon zum Inventar. Er führt hier ein strenges Regiment, dafür behält er aber auch im ärgsten Trubel noch den Überblick und verliert nie die Nerven. In Wahrheit ist er vorne und hinten mit Radar-Augen bestückt. Ein Tisch auf der Terrasse ist frei und wir setzen uns. Kaffeeduft in den Nasen, tief durchatmen, Entspannungsknopf gedrückt.
Zur Festspielzeit wechselt das Bazar sein Publikum. Die Salzburger weichen den Festspielgästen. So manch illustre Person trifft man dort an. Schauspieler, Sänger, Regisseure, Intendanten, Dirigenten. Es ist ein Spektakel.
Aber es ist auch Marillenzeit und das ist es, was mich trotz der vielen Festspielgäste ins Café Bazar zieht. Flaumig weiche, mit Brösel und brauner Butter begossene Knödel, gefüllt mit Wachauer Marillen, die wahre Gaumenfreuden bereiten.
Die Gäste lesen entspannt in ihren Zeitungen, nippen am Kaffee, ein älteres Ehepaar sitzt uns gegenüber, Hand in Hand und lässt lächelnd die Morgensonne ihr Gesicht wärmen. Langsam füllt sich das Café und die einzelnen Stimmen vermengen sich zu allgemeinem Gemurmel. Herr Wolfgang saust elegant von Tisch zu Tisch, begrüßt, nimmt Bestellungen auf, nur bei Cola kann er sich ein Stirnrunzeln nicht verkneifen. Ist ein Gast übel gelaunt, kommen Herrn Wolfgangs aufmunternde Worte und die obligate Frage, ob es vielleicht „etwas für den Kreislauf“ sein dürfe. Und so wird hier auch viel und gerne Prosecco geschlürft.
Die Marillenknödel sind köstlich. „Noch einen kleinen Braunen und die Rechnung, bitte!“. Da zaubert Herr Wolfgang auch schon die sehnsüchtig erwarteten Traubenzuckerlutscher für unsere Kinder aus seiner kleinen Geheimlade, während meine Gedanken mit einem Lächeln in der kleinen Espressotasse vor mir versinken.
© Elke Steiner 2019-10-31