Im Donauland mit Fritzi und Karl Lukan

Ulrike Sammer

von Ulrike Sammer

Story

Es war ein Novembertag, wie er nicht unfreundlicher sein konnte: grau, eiskalt, stürmisch, regnerisch und teilweise schneite es sogar. Und trotzdem fand sich ein Grüppchen zusammen, um einige Kleinode der näheren Heimat zu erkunden. Wir (mein Mann und ich) befanden uns unter der Obhut der bekannten Volkskundler Fritzi und Karl Lukan. Der große Bergsteiger, Amateurarchäologe und Autor von über 50 Büchern ging damals schon am Stock. Im Jahr 2014 starb er 90-jährig. Seine Frau Fritzi war mit 1,48 m Körpergröße nicht gerade eine Riesin, sondern ein kleiner Mensch, mit sehr großem Herzen und Verstand. Was uns mit den Lukans verband: die Leidenschaft und das Interesse außergewöhnliche Orte zu erkunden, sowie alten Legenden und geheimnisvollen Phänomenen nachzuspüren. Die beiden durchwanderten ganz Österreich (und darüber hinaus) und entdeckten viele geheimnisvolle Orte, die selbst der ansässigen Bevölkerung meist unbekannt waren. In ihrer bescheidenen und respektvollen Art entlockten sie gar manchen Alten Erzählungen und Hinweise auf Verborgenes, das sonst nirgendwo aufgezeichnet war. Ich las etliche der Lukan-Bücher und sie waren oft Inspiration für Wanderungen und Entdeckungen von meinem Mann und mir, die uns glücklich machten, wenn wir mitten im Wald geheime Steinsetzungen oder kleine Heilquellen aufspürten. Fritzi machte die Fotos für die Bücher und war Radiästhetin. Das verband mich mit ihr, wenn wir beide mit unseren Pendeln die Energie eines Ortes erkundeten. Fritzi Lukan verstarb heuer im August 91-jährig.

An diesem rauen Novembertag 2006 ging unsere gemeinsame Fahrt zuerst zu einem kuriosen Bildstock, der den „Schmerzensmann“ darstellen sollte. Der unbekannte Künstler gestaltete die Figur aber so unbeholfen, dass die Bevölkerung ihn als „salutierenden Herrgott“ bezeichnete.

In Neukirchen am Ostrong war die Kirche schon ein vielbesuchter Marienwallfahrtsort als es die Basilika Maria Taferl noch nicht gab. Diese romanisch-gotische Wehrkirche stammt aus dem Jahre 1120. Sie birgt unter anderem geschnitzte Altäre, eine gotische Säule mit Kreuzrippengewölbe mitten in der Kirche (als einem frühen Symbol des Lebensbaumes) und großartige gotische Fresken im Altarraum und im Chor. Ein Pferd, das den Betrachter neugierig-dümmlich in die Augen schaut, fand ich dabei sehr komisch.

Dann nach „Maria Taferl“: Der Eichenbaum mit Kreuzbild, der der Ursprung dieser großen Wallfahrtskirche war, wurde in den Bau des Hauptaltars mit einbezogen. Zuerst aber gab es schon einen keltischen Steintisch, der nun neben der Kirche steht und ein ganz besonders stark strahlender Platz ist. Da es auch eine Quelle gibt, ist somit „Maria Taferl“ ein Baum-Stein- und Quellheiligtum.

In Holzern gibt es das „Rosskircherl“, an dem die Donauflösser seit dem 11.Jh. flussaufwärts Halt machten. Sie rieben aus dem Altarstein in kleinen Gruben Steinmehl heraus, das sie zu „medizinischen“ Zwecken ins Essen mischten!

© Ulrike Sammer 2020-11-28

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