Im falschen Jahrzehnt geboren

Johannes Perl

von Johannes Perl

Story

Angefangen hat es mit „In The Ghetto“. Nein, es hat angefangen mit einer CD, die ich von meiner Schwester bekommen habe, auf der „In The Ghetto“ drauf war. Der King mit seiner unverwechselbaren Stimme zog mich von da an in seinen Bann.

Schon immer war ich musikinteressiert. Aber als ich Elvis Presley für mich entdeckte, zählte nur noch seine Musik für mich. Natürlich hörte ich auch andere Interpreten, aber die Stimme von Elvis war für mich von da an das Maß aller Dinge.

Ich hörte ihn immer. Ob beim Lernen, damals ging ich noch in die Schule, beim Moped putzen, oder abends auf der Couch. Selbst unter der Dusche hörte ich ihn und trällerte den Text mit, neidisch darauf, dass ich nicht so eine schöne Singstimme besitze. Sogar seine Frisur versuchte ich zu kopieren, wenn auch mit mäßigem Erfolg, die Föhnwelle wollte nicht sitzen, von den Koteletten gar nicht zu sprechen.

Auf der Gitarre versuchte ich mich in Liedern von meinem großen Idol, und auch den Hüftschwung versuchte ich zu imitieren. Hier war mir der gleich große Erfolg vergönnt wie bei der Föhnwelle.

Als ich älter wurde und begann, mich für Autos zu interessieren, fiel meine Wahl nicht auf ein modernes Fahrzeug, nein, etwas Altes musste her. Am besten älter als 30 Jahre. Damals hat sich dieser Wunsch nicht erfüllt, inzwischen besitze ich ein solches Auto. Aber das ist eine andere Geschichte.

Beim Autofahren lief im Radio, wie sollte es anders sein, der King of Rock`n`Roll. Selbst auf dem Kofferraumdeckel prangte sein Porträt in Form eines Aufklebers. Und all diese Dinge führten dazu, dass meine Schwester anmerkte, ich wäre im falschen Jahrzehnt geboren, mit meiner Liebe zu dem, wie sie es ausdrückte, „alten G`raffl“.

Immer noch begleitet mich Elvis auf meinen Wegen. Nicht mehr so intensiv und fast schon fanatisch, wie als Sechzehnjähriger, aber doch, es kommt immer wieder vor, dass ich auf meinen Plattenspieler eine Scheibe des King auflege und die Musik einfach genieße. Und wenn ich mit meinem alten Auto unterwegs bin, schallen auch aus dessen Lautsprechern Hits wie „Suspicious Minds“ oder „Heartbreak Hotel“.

Mit der Musik von Elvis Presley geht es immer wieder auf Zeitreise. Und würde eine solche Reise wirklich möglich sein, dann wäre für mich das Ziel ganz klar. Ein Konzert von ihm ist aber leider nicht mehr möglich, so begnüge ich mich mit den Schallplatten. Und irgendwann, auch wenn es noch in den Sternen steht, wann das sein wird, erfülle ich mir den Traum und fliege nach Memphis. Als Höhepunkt meiner Liebe zum „alten G`raffl“.

© Johannes Perl 2020-12-07

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