Im Frieden der Stille

Brigitte Lodde

von Brigitte Lodde

Story

Als ich an diesem Tag das Haus verließ, war es ganz still. Es war früh am Morgen des 8. Dezember, Mariä Empfängnis.

Ich war bereits um 6:00 Uhr hellwach und sehnte mich nach erfrischender Kälte, also stieg ich alsbald ins Auto, um an den Rand eines nahegelegenen Waldes zu fahren. Auf den Straßen war kaum etwas los, die Welt schien ganz friedlich zu sein. Als ich an den liebevoll mit Lichterketten geschmückten Häusern vorbeifuhr, stellte ich mir vor, wie die Familien wohl diesen wunderbar ruhigen Feiertagsmorgen verbringen würden. Vielleicht würde es Frühstück im Bett geben und die Kinder würden ungeduldig am Fenster warten, bis sie endlich raus in den Schnee dürften….

Es war noch dämmrig, als ich das Auto parkte, doch der glitzernde Schnee erleuchtete den Wald und hüllte ihn in die friedlichste, vorweihnachtliche Stimmung, die ich je erlebt hatte. Mutterseelenalleine stand ich in der klirrenden Kälte, mitten im tief verschneiten Wald, und trotzdem fühlte ich mich noch nie weniger allein als in diesem Moment. Ich konnte es spüren, die Botschaft der Weihnacht erreichte mich, inmitten dieser verrückten Zeit, abseits von Radio und Fernseher, abseits von Demos und Lockdowns, spürte ich einen tiefen Frieden in mir. Und fast so, als ob es mir jemand ins Ohr flüstern würde, hörte ich in mir: “Der Heiland ist nah. Er bringt uns Frieden auf Erden und Liebe für alle Völker.”

Kleine Freudentränen kullerten über meine gefrorenen Bäckchen, und wie aus dem Nichts kam ein Reh des Weges, blieb einige Meter vor mir stehen und schaute mich an, so als ob es mir die Botschaft bestätigen wollte.

In diesem Moment wusste ich, dass alles gut werden würde. Hoffnung kam in mir auf, für alle Menschen da draußen, die leiden und sich gegenseitig bekämpfen. Und ich faltete die Hände zum Gebet: “Möge Liebe und Mitgefühl uns überkommen. Und Frieden herrschen auf Erden. Amen.”

© Brigitte Lodde 2021-12-08