Im Hinterland von Kenya

Ulrike Sammer

von Ulrike Sammer

Story

Mein Mann und ich waren nun wieder in unserem vertrauten Hotel am Strand von Kenya gelandet. Nach dem Abendessen erwartete uns noch der sogenannte „Streetmarket“ vor dem Hotel: eine BĂŒhne mit Musik, sowie einige StĂ€nde mit GetrĂ€nken und ostafrikanischen Souvenirs. Das interessanteste war ein Medizinmann, der anhand von Naturprodukten erklĂ€rte, was die einfachen Leute damit machen. Zum Beispiel zeigte er, wie man ein bestimmtes Ästchen auffasert und es als ZahnbĂŒrste verwendet. So also bekommen die Afrikaner ihre blĂŒtenweißen ZĂ€hne!

NĂ€chsten Tag fuhren wir ins Hinterland, sahen einige Dörfer, Schulen, auch ein GefĂ€ngnis. Überall sahen wir hart arbeitende Frauen und faul herumliegende MĂ€nner. Mein feministisches Herz blutete. An einer Wasserstelle holten Frauen in Kanistern das Wasser und trugen es auf dem Kopf ziemlich weit in ihr Dorf. Die WĂ€sche wuschen sie gleich an Ort und Stelle. Dann wurden wir in ein Frauenhilfsprojekt gefĂŒhrt, wo uns die Frauen zeigten wie sie Mais stampfen und mit einem handbetriebenen kleinen MĂŒhlstein Mehl daraus machen. Hier konnten wir ohne Probleme die hĂŒbschen Kinder und jungen Frauen fotografieren. NatĂŒrlich spendeten wir gerne fĂŒr dieses Projekt.

SpÀter wurden wir zu einer Art Dorfplatz gebracht und bekamen dort zu essen. Dazu tanzten einige junge MÀdchen in Baströcken und Federkronen.

Noch mehr TĂ€nze bekamen wir aber abends bei der „african night“ zu sehen. Mit einer Dhau, einem traditionellen arabischen Segelschiff, fuhren wir auf dem Mtwapa Creek sehr romantisch in den Sonnenuntergang. Dieser weit ins Land reichende Meeresarm wird von MangrovenwĂ€ldern gesĂ€umt. Schließlich erreichten wir „Kasr al Bahar“, wo schon alles fĂŒr ein spektakulĂ€res Fest vorbereitet war. Wir wurden mit Musik empfangen und von einem FackeltrĂ€ger den Hang hinauf begleitet. Siehe da – wir waren wieder auf dem Platz von Vormittag, wo aber jetzt ein Feuer angezĂŒndet war. Große Mengen an Fleisch brutzelten auf Grillern. Ich bekam sogar Krokodilfleisch vorgesetzt. Vor, wĂ€hrend und nach dem Essen wurden ĂŒber drei Stunden lang verschiedene TĂ€nze von unterschiedlichen StĂ€mmen gezeigt. Es war bunt, sehr laut und etwas ermĂŒdend. Dann aber kam der große Höhepunkt: Eine Riesengruppe von jungen MassaimĂ€nnern in ihren roten TĂŒchern traten auf. Sie brachten keine Musik mit, sondern wurden von den MassaimĂ€dchen, die hinter ihnen standen mit einem hypnotischen, fast in Trance versetzenden, gesummten Rhythmus begleitet. Es war magisch! Diese SpringtĂ€nze der MĂ€nner sind etwas ganz Besonderes. Die jungen Massai hĂŒpfen dabei auf der Stelle so hoch wie möglich und beweisen so ihre StĂ€rke. Sie und auch die MĂ€dchen hatten wunderbaren Körperschmuck, der hauptsĂ€chlich aus kleinen bunten Perlen gefĂ€delt war. Am Schluss wurden wir (nicht sehr zu unserer Freude) in die TĂ€nze miteinbezogen.

Aber wer kann schon von sich sagen, dass er mit diesen wunderschönen Menschen getanzt hat?

© Ulrike Sammer 2021-08-23

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