Im hohen Gras III

Susann Gersten

von Susann Gersten

Story
Dresden

Begleitend zur Geschichte kannst du diese Melody hören: https://youtu.be/AVsJRLM7byo?si=KIcH3LWQS163q3hH (Link kopieren)

Aus dem hohen Gras tauchte nun eine summende Biene auf.
Ein Schmetterling flatterte dazu. Sie alle setzten sich nah zu Anna – als wäre sie Teil dieses kleinen Rates,
dieses unsichtbaren Kreises. „Das Buch…“, summte die Biene, „… öffne es und lies es uns vor.“
Du wirst merken: Es verändert sich jedes Mal, wenn du dich veränderst.“

Anna griff mit skeptischem Blick erneut nach dem Buch. Tatsächlich. Die Seiten waren nicht mehr dieselben. Nicht nur die Worte – auch die Bilder, die darin auftauchten. Ein blühender Garten. Ein altes, verrostetes Tor. Eine alte Frau, die sie ansah wie ein Spiegel. All das war nie zuvor Teil dieser Geschichte gewesen.
Wie konnte das geschehen?

Anna verstand nichts mehr – und doch so vieles.
Sie spürte nur eines: So viel Glück und Freiheit in diesem Augenblick.
Und um sie herum – die Tiere. Und das hohe Gras.

Doch heute…heute las sie nicht weiter. „Bitte verzeiht, ich werde es später weiterlesen, wer weiß was dieser zauberhafte Ort heute noch für mich bereithält und wie sich die Geschichte im Buch weiter verändern wird.“

Heute lauschte sie:
Dem Wind.
Dem Gras.
Der Stille.

Und den Tieren, die sich wie alte Freunde um sie versammelt hatten.

Sie legte sich nieder in das weiche Gras, das sich wie eine Decke um sie legte. Oben am Himmel sieht sie die Wolken über sich vorbeiziehen und schließt schließlich die Augen. Sonne wärmte ihr Gesicht. Der warme Wiesenboden trägt sie.

Und in diesem Moment wusste sie: Nichts an ihr muss „besser“, „fertiger“ oder „anders“ sein. Sie ist. Und das genügt.

Ein leises Lachen löste sich aus ihr – befreiend.
Und es klang, als würde die Lichtung, auf der sie lag, mitlachen.


© Susann Gersten 2025-05-25

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Inspirierend, Unbeschwert, Mysteriös, Entspannend
Hashtags