von Ulrike Sammer
Wer Gurk besucht (wie mein Mann und ich) kann einige Kuriositäten erleben. Die heilige Hemma gilt als die Landesmutter Kärntens. Ihre wunderbare Kirche kann vielerlei Interessen befriedigen.Als Freundin des Brauchtums hatte ich meine helle Freude über den heilkräftigen Hemmasitz. Er ist ein Serpentin in Form eines Sitzes. Angeblich saß die heilige Hemma darauf und beaufsichtigte von dort den Bau ihrer Kirche. Noch heute setzen sich Pilger und Besucher in Scharen darauf, denn ein dabei gedachter Wunsch soll nach dem Volksglauben in Erfüllung gehen. Direkt daneben befindet sich das hochverehrte und viel besuchte Hemmagrab. Die hl. Hemma lebte kurz nach 1000 nach Chr., verlor ihren Mann und ihre zwei Söhne auf tragische Weise und führte danach ein heiligmäßiges Leben, indem sie ihr ganzes Vermögen zur Errichtung von Kirchen und zur Unterstützung der Bevölkerung ausgab. Bereits 1287 wurde sie selig gesprochen, aber erst 1938 (!) heiliggesprochen. Ob man mit der Heiligsprechung zu diesem denkwürdigen Datum etwas bezweckte, ist der Fantasie überlassen. Das Grab der heiligen Hemma wurde jedoch durch alle Zeit als wundertätig betrachtet. Schwangere Frauen krochen früher unten durch um eine gute Geburt und ein gesundes Kind zu haben. Bei einem Umbau wurde jedoch der Abstand so verkleinert, dass kaum jemand außer einem Kind unten durchschlüpfen kann. All das befindet sich in der einzigartigen Krypta unter dem Hochaltar. Einzigartig auch durch ihre 100 weißen romanischen Marmorsäulen und ihre starke Energie, die man mittels Radiästesie erkunden kann und die ich mit meinem Pendel erfahren habe. Die Kirche selbst ist voll von Kostbarkeiten, es gibt aber auch eine Menge zum Schmunzeln. Einige Kostproben: In der romanischen Bischofskapelle haben die Löwen Heiligenscheine (denn sie stehen für die Stämme Israels), auf den gotischen Fresken in der Vorkirche des Domes, gibt es eine Szene, wie ein Besessener geheilt wird – und flugs springt ihm ein Teufelchen aus dem Mund. An der romanischen Eingangstür gibt es einige sehr nette Darstellungen z.B. die Auferstehung Christi, bei der man von Jesus nur mehr zwei ziemlich große Füße aus den Wolken herausstehen sieht. Bei der berühmten Pieta von Raphael Donner, bläst ein kleiner Engel auf die eine Handwunde des toten Jesus, genauso wie man es macht, wenn sich ein Kind ein bisschen verletzt hat und man es trösten möchte. Und wer das Glück hat, das grandiose 80 m2 große Fastentuch von 1458 zu sehen, wird ziemlich weit oben die „erste Versuchung Jesu durch den Teufel“ sehen. Der Teufel ist ein sehr komisches Wesen mit Würstelzunge und Rüssel, der langnasige Fratzen an Schultern, Bauch und Knien hat. Erstaunlicherweise hat man selbst im Barock nicht gewusst, wie ein Löwe aussieht: Am prächtigen, goldenen Hochaltar gibt es etliche sehr lebensnah aussehende Löwenfiguren. Der Löwe des Evangelisten Markus hat ein etwas bekümmertes Menschengesicht.
© Ulrike Sammer 2021-08-27