Im Rachen des Wolfes

„Wunderbar, Raik.“ Tjark erhob den schweren Gürtel aus dem Beutel des Mannes und liebäugelte das seltene Stück, welches nur einmal auf der ganzen Erde gefertigt worden war. Die zahlreichen Verzierungen von den Zwergen erschaffen und von der Riesin verfeinert. Seine Bewegung griff wieder in den Beutel, doch dieses Mal stellte sich ein Fuß auf dessen Öffnung.

„Du hast mir nicht die ganze Wahrheit gesagt“, forderte Raik ein. Tjark atmete schwer aus und erhob sich, während Raik weiter sprach: „Sie sind deine Familie.“

„Ach, Raik. Was bedeutet Familie? Bedingungslose Liebe? Loyalität? Wie sagt man so schön, das Blut ist dicker, als das Wasser? Muss ich dich wirklich daran erinnern, was sie uns angetan haben?“ Er wandte sich herum und trat an seinen Schreibtisch, den Gürtel noch immer bei sich.

„Ich kann es nicht nachvollziehen, dass Dad die Familie seiner Frau so behandelt hat. Er hat sie geliebt.“

„So geliebt wie dich? Oder wie deine Mutter?“ Er setzte sich. „Wach auf, Raik, sie war eine Affäre und du bist das Produkt daraus geworden. Jeder wusste es. Was meinst du, was los gewesen wäre, wenn er einen kleinen Säugling im Meer versenkt hätte. Er hat nur an seinen eigenen Ruf gedacht. Deswegen sitzen wir hier und wir werden Rache an den Göttern nehmen, die nichts dagegen unternommen haben!“ Seine Stimme wurde energisch. „Die Haegraves gehören ausgelöscht. Und du wirst mit ihnen untergehen.“

Zeitgleich schnappte sich einer der Wachleute Raiks Bogen vom Rücken. Bevor dieser nach seinem Dieb greifen konnte, nahm sich ein zweiter Wachmann den jungen Mann zur Brust und zog ihm die Arme auf den Rücken. „Das ist nicht dein Ernst.“

„Oh, doch“, erhob er sich erneut und trat zurück zu ihm heran, dieses Mal den Beutel im Visier. „Und du hast mir die perfekte Gelegenheit dazu erbracht.“

Genau in diesem Moment, als Tjark den Handschuh aus dem Sack heraus holte, dämmerte es ihm. „Du warst da“, flüsterte er. „Du hast Dad umgebracht. Du wolltest uns Beide umbringen.“

Sein Gegenüber zog den Handschuh über. „Du warst einfach nur lästig, hast dich gewehrt wie eine Fliege im Spinnennetz.“

„Du hast ihn umgebracht“, flüsterte er vor sich hin. „Du bist Fenrir.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, umklammerte Tjarks massive Handschuh-Hand seinen Hals. Er griff nicht zu, doch der Handschuh warf eine Eiseskälte auf seine Haut, als würden tausend Nadeln auf ihn einstechen.

„Gut erkannt, kleiner Krieger.“