im Seniorenzentrum

„Wir gehen ins Seniorenzentrum!“ Hat die Gerti gemeint, und: ja, warum nicht. Man trifft nette Leute, es gibt Frühstück, Mittagessen und Jause und allerlei Programm. Der Frühstückskaffee war auch gut, die Semmel allerdings zäh. Ich hab mir trotzdem eine zweite geben lassen. Die Gerti hat sich geniert, aber: Wer weiß, wie das Mittagessen ist? Nach dem Frühstück ging´s zum Gedächtnistraining. Sprichwörter ergänzen. Also, „der Apfel fällt …“ und den Rest sagst du. Die Gerti hat sich einen Jux draus gemacht, immer etwas Falsches zu sagen. „Übung macht … kurze Beine“, oder so. Die Trainerin war am Verzweifeln und hat uns in die Bewegungsgruppe geschickt, zum Ballspielen. Ein riesiger Schaumstoffball war von einem zum anderen zu werfen, und dazu mussten wir das Einmaleins aufsagen. Das war aber auch bald langweilig, also sind wir ein Zimmer weiter gewandert. Dort haben ein paar Damen gezeichnet. „Morgen kommt der Kindergarten zu Besuch“, haben sie uns erzählt, und sie würden für die Kleinen Masken aus Karton bemalen. Das war lustig! Nur die Gerti, die sieht schon schlecht, ihre Masken waren alle schief, die Augen verschieden groß, die Münder verzerrt, aber Gertis Masken waren der Hit bei den Kindern. „Super!“ haben sie gejubelt, und dass sie so tolle Halloweenmasken noch nie gesehen hätten! Da war die Gerti schon fast ein bisschen verlegen. Und die anderen Damen waren ein bisschen neidisch.

Ein Musikprogramm gibt es auch, da haben wir gleich mitgemacht! Aber die Lieder waren öde, Ich hab dann gefragt, ob sie nicht was von den Stones können oder so, aber das wollten die andern Damen nicht. Dann hat noch so eine abgetakelte Operettendiva zum Tirilieren angefangen … dass die keinen Ton mehr getroffen hat, das hat sogar die Gerti gemerkt und wir sind geflüchtet. Draußen hat jemand die Nachrichten vorgelesen, das war auch nicht schön, aber immer noch besser als die singende Säge da drinnen!

Am Donnerstag war Spaziergang. Neben dem Kinderspielplatz haben wir Picknick mit Wurstsemmel gemacht und den Kindern zugesehen. Ich hab riesige Lust bekommen, zu schaukeln. Die Gerti hat gemeint, das geht nicht, aber da stand nirgendwo, für Rentnerinnen verboten! Also hab ich mich auf so ein Brett gesetzt und bin ein bisschen hin und her, und da wollen mich die Kinder plötzlich anschieben und die machten das auch! Immer höher bin ich geschaukelt und die Kinder haben gelacht und gejubelt, und ich hab mich schon mit zerbrochenen Knochen auf der Erde gesehen, aber zum Glück hat die Gerti die Kinder dann mit ein paar Bonbons abgelenkt, und ich hab langsam wieder festen Boden unter die Füße gekriegt. Abendessen wollte ich dann keines mehr!

Freitags sollte die Schützenkönigin gekürt werden. Ich wollte immer schon einmal ein Gewehr in der Hand halten! Aber nein. Nur ein paar Dosen waren aufgestellt, die sollten wir mit dicken Stoffbällen herunterschießen. Das war nur das halbe Vergnügen. Aber wir waren nicht schlecht; die Gerti hat immerhin den 2. Platz belegt und eine Tube Antifaltencreme gewonnen!

Ob wir nächste Woche wieder hingehen, weiß ich nicht. Morgen wollen wir jedenfalls noch einmal Boot fahren, ehe der Sommer ganz vorbei ist.