Im Sog der „Hustle Culture“

Amir Hodzic

von Amir Hodzic

Story
Instagram

Höher. Schneller. Weiter.

Eine seit geraumer Zeit bekannte Maxime. Erfolg ist das oberste Ziel, jeder Weg bis dahin denkbar. Heute nennt man das „Hustle Culture“.

Chat GPTs bezeichnet es wie folgt: „Eine gesellschaftliche Einstellung oder Lebensweise, die stark betont, dass kontinuierliche harte Arbeit, oft über die Grenzen der Erschöpfung hinaus, der Schlüssel zu beruflichem Erfolg und persönlichem Glück ist. Diese Kultur propagiert die Idee, dass Erfolg hauptsächlich durch unermüdliches Arbeiten, ständige Produktivität und das Aufopfern von Freizeit und persönlichem Wohlbefinden erreicht wird.“

Smells like Burnout.

Ich bin dieser Hustle Culture selbst zum Opfer gefallen. Ich arbeite als Psychologe und wollte Instagram nutzen, um mehr Menschen mit meiner Message zu erreichen. Obwohl die Plattform videolastig geworden ist, fing ich an darauf zu schreiben. Videos waren zu diesem Zeitpunkt undenkbar. Bis das „Instagram Business“ mir die Metrik „erreichte Konten“ vor die Nase hielt. Je höher diese Zahl, desto besser. Meine war niedrig. Das impliziert, dass sich nur wenige Menschen für meine Inhalte interessierten. Ich weiß bis heute nicht, ob es an der Langeweile meiner Gedanken lag oder ob der Algorithmus entschieden hat, dass ich das falsche Format benutzte und mich somit nicht „pushte“.

Der Köder war auf jeden Fall ausgelegt.

Mein ahnungsloses Ich wollte zu diesem Zeitpunkt genau das, worauf Instagram von Beginn an abzielte: mehr Reichweite und dadurch mehr Follower. Ich kaufte Equipment, um die Videos besser aussehen zu lassen, die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht, und begann „Reels“ zu machen. Mit der Zeit stieg die Metrik an, Follower nahmen zu, aber sobald ich ein Wochenende kein Video hochlud, sank die Metrik wieder.

Hustle Mode on.

Ich drehte in jeder freien Sekunde Videos, nur um den Algorithmus konstant füttern zu können. Ich fand mich in der vorhin erwähnten Definition von „Hustle Culture“ wieder. Ständiger Druck von Produktivität und Aufopfern von persönlichem Wohlbefinden waren der Preis. Ich kam mir unzulänglich und uninteressant vor, ausbleibender Zuspruch anderer lässt einen Menschen durchaus kurz zweifeln.

Neben dem emotionalen Druck fraß es auch unendlich zeitliche Ressourcen, sodass ich zunehmend das Bedürfnis entwickelte, zum Schreiben zurückzukehren. Einfach weil ich es mag, es mir nicht schwerfällt und ich selber lieber solchen Content konsumiere. Rick Rubin schrieb in seinem Buch „The Creative Act“, dass man Projekte in erster Linie für sich selbst machen und produzieren sollte.

Daraufhin entdeckte ich Story.One.

Der Rest ist noch nicht Geschichte, aber gerade am Entstehen …


© Amir Hodzic 2024-07-24

Genres
Lebenshilfe
Stimmung
Reflektierend