von Qwertz
Nichts tut so sehr weh, wie im Stich gelassen zu werden.
Wenn ein Freund vergisst dich abzuholen.
Wenn eine Freundin, in einer schwierigen Zeit, deine Nachricht vollkommen vergisst und erst dann antwortet, wenn es schon längst zu spät ist.
Wenn du nach Hilfe fragst und am Ende diejenige bist, die den anderen beim gleichen Problem helfen muss.
Das schlimmste jedoch ist, dass andere Menschen nicht merken wie sehr sie einen mit diesen Ereignissen weh tun. Und das bringt mich zum Nachdenken. Wie oft habe ich aus Versehen schon jemanden weh getan, indem ich zu spät geantwortet habe? Wie oft habe ich jemanden im Stich gelassen, wenn die Person mich gerade am dringendsten brauchte? Wie oft habe ich die Zeichen übersehen, die jemand ausgesendet hat? Wie oft war ich nicht imstande anderen zu helfen?
Viele Menschen sagen einem, dass man doch einfach nachfragen soll, wenn man Hilfe braucht. Aber ich glaube, diese Menschen verstehen nicht wie sehr es einem das Herz zerreißt, wenn man der Hilfe versagt wird. Andere Menschen sagen, dass man offen über seine Probleme reden kann. Aber wissen diese Menschen, dass man denkt, man wäre nur Ballast und man deswegen nicht andere mit seinen Schwierigkeiten nerven möchte? Wissen sie, wie schwierig es ist den Mund zu öffnen und zu sagen “Hey, ich hab ein Problem. Könntest du mir helfen?”. In diesen zwei Sätzen steckt so viel Mut und Vertrauen, was manche gar nicht aufbringen können.
“Was ist, wenn ich sie nerve? Wenn das die falsche Person ist und sie sich über mich lustig machen oder mit anderen Leuten über mich reden? Ist mein Problem wirklich so schlimm, dass ich es nicht auch alleine lösen kann?” Diese Gedanken können aufkommen und einen davon hindern, nach Hilfe zu suchen. Besonders die letzte Frage kann gefährlich werden. Allein, allein, allein. Ich schaffe schon alles allein, damit ich niemand zur Last falle und weil in den meisten Fällen mir doch eh niemand helfen kann.
Ich weiß es ist anstrengend einer Person immer aufs neue zu versichern, dass man für sie da ist. Aber manche Menschen brauchen diese Bestätigung, aus Angst, dass es irgendwann mal nicht mehr der Fall ist. Damit sie sicher sein können, dass die andere Person bereit dazu ist, sich die Probleme anzuhören und zu helfen. So eine Beziehung entsteht durch das beidseitige Vertrauen. Etwas, dass man manchmal nur aus Märchen kennt.
Es tut weh, im Stich gelassen zu werden. Es ist anstrengend immer nur zu helfen und nichts im Gegenzug zu bekommen. Es ist nicht egoistisch, Pausen oder Hilfe zu verlangen. Wir müssen auf erster Linie auf uns selbst Acht geben, damit wir dann anderen Menschen mit Freude helfen können. Was bringt es, wenn ich mich immer für meine Freunde aufopfere, aber nichts zurückbekomme und mir die Lust am Helfen abhandenkommt?
Es ist schwierig alles in einem guten Gleichgewicht zu haben, nahezu unmöglich. Dennoch sollten wir unser Bestes geben. Immer. Auch, wenn unser Bestes an manchen Tagen sehr schlecht ist.
© Qwertz 2021-06-18