von Michael Schaake
Diese Woche ist der große Prozess gegen die ‚Ndrangheta zu Ende gegangen, in Lamezia Terme/Kalabrien, Anlass zu – jaaa, für mich zu Erinnerungen!
1980 – wir, eine große deutsche Hotelkette, eröffneten unser neues Clubhotel, in Tropea, 60 km südlich von Lamezia an der Westküste Kalabriens. Schöner Strand, Hotel 50 Meter höher am Felsen, Pool, Tennisplätze, Fitness-Center, Amphitheater, alles was dein Herz begehrt, lieber Cluburlauber. Blick bis zum Stromboli! Dazu ein tolles Team von Animateuren, die die Gäste unterhielten, von mir persönlich ausgesucht, ich war schließlich der Animationschef der ganzen Firma.
Alles lief prima, die Eröffnungsfeier super, unser Schweizer Chefanimateur (mein bester Freund bis heute) spricht sehr gut italienisch, hielt eine der Festreden und übersetzte die italienischen Redner inkl. den Bürgermeister, wir waren sehr stolz! Was am ersten Tag nicht auffiel, aber dann bei nächsten Besuchen: Der Besitzer des Hotels kam immer in einer dicken, schwarzen Limousine, mit Chauffeur und Begleiter, schwarze Anzüge, sie sprangen aus dem Wagen, hielten dem Chef die Tür auf, begleiteten ihn überall.
Nur so, in weiterer Folge: Eines Morgens war die Rezeption voll von Polizisten, die Safes des Hotels waren in der Nacht „geknackt“ und geleert worden, aber offenbar ohne Gewalt gegen Personen. Große Aufregung, aber Geld und Wertsachen der Gäste waren einen Tag später (wie auch immer…) wieder da, also fast alles, man wusste natürlich auch nicht, was sich einige Gäste so in ihren Safe „hineingewünscht“ haben.
Der Service war exzellent, und sehr diszipliniert, könnte man so sagen. Ein Kollege, der im Strandservice für die Liegestühle zuständig war, sorgte dafür, dass sie immer in Reih und Glied standen (fast wie in Rimini – ein Scherz!), und er erinnerte gern auch Gäste daran, dass das so sein muss. Aber wirklich nur ganz zufällig erfuhr ich, dass er ein verurteilter Mörder (oder Totschläger) im Freigang war.
1990, ich hatte inzwischen die Fa., in aller Freundschaft, verlassen, weiß das also nur aus Berichten, wurde die Zusammenarbeit mit dem Hotel beendet. Mein vorheriger Chef flog persönlich nach Lamezia, um dann in Tropea die Vertragsauflösung zu regeln. Erledigt – Rückflug gebucht von Lamezia nach Frankfurt. Er nahm, unbeobachtet, privat ein Taxi oder einen Mietwagen und fuhr direkt durch bis Neapel, um zurückzufliegen, unbehelligt…
Kritik liegt mir fern, unsere Gäste hatten immer einen schönen und erlebnisreichen Urlaub.
Foto: Tropea aus Wikipedia.
© Michael Schaake 2023-11-22