Imitat

Xelica

von Xelica

Story

Ich fühle mich wie ein Hochstapler.

Ein schlechtes Imitat des menschlichen Daseins. Erstellt anhand einer lückenhaften Beschreibung von einem mangelhaften Künstler mit der Tendenz zur Romantisierung und ohne Einblick in die innerliche Seele. Eine durchdachte äusserliche Gestalt; sorgfältig ausgewählte Teile zusammen geflickt mit Fäden aus glänzender Lebensenergie und Strähnen aus Glück. Der idealistische Künstler hat alles so gewählt, dass das menschliche Imitat problemlos in die Masse dessen gewählten Vorbildes hineinblendet. Eine Gestalt, die unscheinbar gegenüber Schönheit ist und trotzdem delikat genug, um sein Meisterstück vor dem unannehmbaren Teil der Menschheit zu bewahren.

Jedoch vergiess er in seinem künstlerischen Elan die Essenz einer Person zu erfassen, die Tiefen der Seele als Basis der Menschlichkeit zu erkennen und sie auf seine Tücken und Komplexitäten zu untersuchen. So übergab er seinem Werkstück nur die grundlegendsten Elemente der Menschlichkeit und lies die restliche Hülle ungefüllt und leer.

Als das nackte Gerüst einer menschlichen Seele, ein Eklat gegen dessen Einziartigkeit, heran wuchs, spanten sich die kleinen Lücken in riesige Weiten, die hinab in die ewige Leere blickten. Und das Imitat erkannte in sich selbst nicht mehr das Antlitz seines zuvor geglaubten Daseins. Als die innere Stimme an bizarren Tönen sich ausbreitete, wuchs auch der Tatendrang. Jedoch verstand das Imitat nicht, welche Taten es instinktive lockte. Der Versuch, es zu unterdrücken, bündelte den Implus nur in einen funkenspeienden Stern mit unkontrollierbaren Wellen aus glühenden Emotionen. Jedoch blieb das gebettelt für denErlös von dem überwältigen Druck auf dessen Seele unerhört. Denn gefangen in der menschlichen Gestalt war dies gesellschaftlich unakzeptabel.

© Xelica 2022-04-10

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