von PoeSy
Es ist Samstagnachmittag im Spätsommer, die Sonne scheint – endlich wieder, nach dem vielen Regen der letzen Tage. Ich beschlieĂźe also, fĂĽr ein paar Stunden das schöne Wetter zu genieĂźen, mich auf meinen Balkon zu setzen, ein Buch zu lesen – und: FAUL zu sein!
Die warme Sonne auf der Haut fĂĽhlt sich so gut an. 23° empfinde ich angenehm, es ist schön, diesen Luxus des sĂĽĂźen Nichtstuns genieĂźen zu dĂĽrfen. Die vergangenen Tage waren ohnhin sehr anstrengend wegen des Wassereintritts im Keller, ich stieg gefĂĽhlte 1000 x die steile Kellertreppe hinunter und wieder herauf. Mein Schienbeinbruch ist noch nicht völlig ausgeheilt, also tut mir und meinen Knochen ein wenig Schonung gut. Neben mir im Schatten döst der Hund vor sich hin, er weiĂź, was gut ist. Das Plätschern des Wassers im Springbrunnen entspannt – ich könnte jauchzen, weil´s mir so gut geht!
10 Minuten lang! Das Aufheulen der Motorsense eines Nachbarn beendet die beschauliche Ruhe. Seine Frau startet wenig später auch noch den Rasenmäher. Ja klar: es ist Samstagnachmittag! Bald darauf stimmen weitere Lärmmacher in diesen „Chor“ ein. Nachbarn auf der anderen Seite verfolgen ein Projekt, das den Einsatz eines Schremmhammers erfordert! Hartnäckig bleibe ich auf dem Balkon, und denke mir: „So schlimm wird´s nicht werden!“ Dann vernehme ich aus einiger Entfernung das Brummen eines weiteren Rasenmähers. „Ab 14.00 darf gemäht werden“, fällt mir ein. Andere Dorfbewohner sind beim Häusl bauen, auch aus dieser Richtung ist Klopfen und Hämmern zu hören. Langsam fĂĽhle ich mich wie mittendrin auf einer GroĂźbaustelle! Mein Hund verdrĂĽckt sich ins Wohnzimmer – dort ist´s ruhiger.
„Was ist das denn?“ durchfährt es mich, und ich blicke in die Richtung, aus der es in schmerzenden, hohen Tönen lärmt. Ich erkenne, dass dieser Nachbar Fliesen schneidet. Keine Ahnung, was er zu verfliesen hat. Er sieht mich, lächelt und winkt mir zu. „Du bist aber ein FleiĂźiger, jedes Wochenende arbeitest du!“, rufe ich ihm zu. Er schreit (wegen des Gehörschutzes) zurĂĽck: „Jo eh. Unta da Wochn hob i jo ka Zeit zum Arbeitn, weil da bin i ja in da Arbeit!“ Das erscheint mit total logisch… Ich wende mich wieder meinem Buch zu, als mit lautem „Tak-tak-tak-tak“ der Traktor auf dem Bauernhof schräg hinter meinem Haus gestartet wird. Bauern arbeiten sowieso immer! Jetzt tritt meine liebste aller Nachbarinnen auf den Plan, sieht mich – in der Sonne sitzend, Kaffeehäferl in der einen, Buch in der anderen Hand – und fragt mich, was ich mache! „Ich sitze in der Sonne und lese ein Buch“, antworte ich wahrheitsgemäß. „A geh! Du imma mit dein Buach lesen, des is jo fad!“, meckert sie zurĂĽck.
Langsam begreife ich, dass ich mich live im Werbespot von Hornbach befinde: „Es gibt immer was zu tun!“ Alle sind beschäftigt, fleiĂźig – und sie nĂĽtzen die Zeit. Ich bin hier die einzige Faule, die das Leben genieĂźt, und die Zeit mit Lesen verschwendet, also quasi die Zeit tot schlägt.
Was fĂĽr ein GlĂĽck, dass mich das nicht kratzt.
© PoeSy 2020-09-05