von JanGroenhain
Unlängst war ich mit meinem Auto auf der Bundesstraße unterwegs, als mir ein Polizei-PKW entgegenkam. „Bei dem schönen Wetter machen die auch eine nette Ausfahrt“, dachte ich mir nur. Wenig später bog ich in die schmale Gemeindestraße ab. Nach etwa zwei Kilometern sah ich erneut einen Streifenwagen im Rückspiegel näherkommen. Der uniformierte Lenker fuhr relativ dicht auf, ohne jedoch Anstalten zum Überholen zu machen. Als ich das Ortsgebiet erreichte und links abbog, folgte mir der blau gestreifte Wagen erneut. Er fuhr noch dichter ran, das machte mich etwas nervös. Sicherheitshalber beschränkte ich meine Geschwindigkeit auf 45 km/h. Dann bog ich rechts ab, und hinter mir ging unmittelbar das Blaulicht an. Sofort fuhr ich erschrocken rechts ran, das Polizeiauto stoppte auf gleicher Höhe und die Scheibe ging runter. „Polizeikontrolle, fahren Sie da vorne rechts auf den Parkplatz“, bekam ich recht barsch zu hören. „Um Himmels willen, was hab` ich angestellt“, fuhr es mir in den Kopf.
Bin ich in polizeiliche Schieflage geraten? Ich war mir keiner Schuld bewusst. Trotzdem stieg mein Puls. „Führerschein und Zulassungsschein bitte“ lautete die nächste Aufforderung. Während der eine am Computer offenbar die Daten checkte, umrundete der andere prüfend mein Fahrzeug, so genau wie ich selbst es schon lange nicht mehr getan hatte. „Pannendreieck, Schutzweste und Verbandskasten bitte“ war die nächste Aufforderung. Ich kramte in Kofferraum und Handschuhfach und zeigte das Gewünschte vor. „Was wollen die nur von mir?“, fragte ich mich. Sie hakten weiter nach. „Haben Sie Alkohol getrunken heute oder Drogen konsumiert“, lautete die nächste fordernde Frage und einer kam ganz nahe heran. „Nein, nein, ganz bestimmt nicht“, erwiderte ich wahrheitsgetreu und einen Schritt zurückweichend.
Nun positionierten sie sich vor meinem Fahrzeug und einer rief auffordernd: „Kommen Sie mal her und sagen Sie mir, ob Ihnen was auffällt!“ Ich folgte, und natürlich fiel mir gleich was auf. Das Auto stand etwas schief, auf der Lenkerseite niedriger als auf der anderen. Ich drückte auf den Kotflügel und merkte sofort, dass die Karosserie kaum nachfederte. Nun kombinierten sich augenblicklich einige Beobachtungen der letzten Tage in mir, wie ein etwas schwammiges Fahrverhalten oder die sehr harte Federung beim Überfahren von Schlaglöchern. „Da ist vermutlich das Federbein kaputt“, schlussfolgerte ich. „Genau, und warum fahren sie damit durch die Gegend?“, war die logische Gegenfrage. Dass ich zwar etwas bemerkt, vermutet, aber nicht nachgesehen hatte wollten sie kaum glauben.
„Als Sie uns auf der Bundesstraße entgegen gekommen sind, haben wir Ihre Schieflage bemerkt und sind ihnen gefolgt. Wir hatten vermutet, Sie wären alkoholisiert oder unter Drogen. Was offensichtlich nicht der Fall ist. Ich würde vorschlagen, Sie fahren gleich in die Werkstätte, sonst muss ich Ihre Nummerntafeln abschrauben.“, so der eine. Nun verstand ich die ganze Aktion und etwas zeitverzögert bedankte ich mich für ihre Aufmerksamkeit. „Sie sollten besser auf Ihr Auto schauen“, klärte mich der andere auf. Während der erste Uniformierte sich mit ernster Miene verabschiedete und in sein Auto stieg, meinte der andere augenzwinkernd: „Ein wenig Erschrecken haben wir Sie schon müssen“.
© JanGroenhain 2025-04-22