von Andreas Tatowsky
Manchmal wenn ich so im Wald spazieren gehe, nehme ich Spuren wahr, die teils Menschlicher, teils tierischer Natur sind, allesamt aber gut sichtbar, als Hinterlassenschaft ihrer Verursacher, Aufschluss auf denjenigen gebend, der sie dort vergessen hat. Im Schnee ist das allerdings eine sehr leichte Übung, denn dann sind die Abdrücke viel deutlicher zu sehen als am braunen oder grünen Waldboden. Als gestandener Nichtindianer ist es mir dennoch möglich einige dieser Spuren zu deuten und sie genau zu lesen.
Wie erst heute entdeckt, habe ich eine in zwei länglichen nebeneinander und zwei punktförmig hintereinander in zyklischem Abstand linear geführte und eingedrückte Spur, die von einer Punkt links, Punkt rechts, Punkt links, Punkt rechts, ebenfalls zyklisch linear geführten Spur gekreuzt wurde, als die Stelle identifiziert, an der sich Fuchs und Hase anscheinend gute Nacht gesagt hatten.
Der Arsch in der Loipe, eine markante Vertiefung mitten in der Spur, der untrügliche Zeuge unsteten Strebens nach guter Gesundheit und Kondition, entstanden durch eine kleine Unachtsamkeit im Umgang mit der Schwerkraft und der dazugehörende, weiß markierte, bunt behoste und vor mir fahrende Hinterteil denke ich, passen in der Tat gut zusammen.
Oder auch die Spur, die den Verlauf der eigentlich gedachten Linie des Erzeugers dieser Loipe empfindlich zerstört hat, ist mit Sicherheit von dem Arsch in der Loipe, der einem die Vorfahrt nimmt, jene die einem auch im Straßenverkehr regelmäßig genommen wird. Da ist mir der liebenswerte Abdruck der zarten Backenbremse allemal lieber.
Spuren, neben der Langlaufloipe, die hektisch gekreuzten Schispuren mit mehr oder weniger weit geöffneten Skispitzen und die mit- oder ohne gelber Markierung verziert sind, lassen mir genug Spielraum, um auf die Art der Pausengestaltung ihrer Erzeuger Rückschlüsse zu ziehen. Die mit gelber Markierung würde ich meinen zeigen mir, dass der Frühstückskaffee jetzt endlich durch ist und hier sein Ende gefunden hat. Die Abdrücke ohne Markierung sind meist auch unterschiedlich tief eingerückt und weisen meist auf eine plötzliche Störung der sportlichen Aktivität durch ein missmutig angenommenes, aber dennoch durchgeführtes Handygespräch hin.
Man muss aber mit Sicherheit nicht unbedingt Indianer sein, um seiner Fantasie dabei freien Lauf zu lassen, Indianer gehen ja auch nicht wirklich Langlaufen …
© Andreas Tatowsky 2023-02-09