Durch eine Freundschaft mit Saryu Karelia, abgekürzt Kari, weil sich Saryu niemand merken wollte, kam ich zweimal zu Hochzeiten nach London. Kari-Saryu war von unserem GLORIA-Generaldirektor zu einer Convention nach München eingeladen, weil er ein bisschen in sie verliebt war und sie in ihren Saris umwerfend aussah. Ein „Aufputz“ für unsere neuen Firmenchefs aus der New Yorker Bronx.
Oft haben wir uns gegenseitig besucht. Ich war bei der Hochzeit ihres Bruders und viele Jahre später auch bei der ihrer Nichte Sonali eingeladen. Die war als 8-jährige schon im Guinness Book of Records, weil sie als jüngstes Kind weltweit eine PC-Prüfung gemacht hatte. Ich glaube, es war der ECDL-Führerschein.
Mit Bruder Sunil war sie einmal in Graz. Er blieb mir besser in Erinnerung, weil er hieß wie unser Waschpulver und ganz wild war auf Fleisch. Die Familie strenge Vegetarier, Onkel Arnold, der Meinige, ein Hochleistungs-Griller, ein österreichischer Mann. Da ergriff Sunil seine Chance. Die Vorfreude auf den Schweinsbauch war ungeheuer. Genauso die Enttäuschung über das zache Teil. Er kehrte zurück in den vegetarischen Schoß der Familie. Aber nach seiner Abreise fanden wir Dutzende Tschicks unter Arnolds Fenster.
Heirat Sonali. Interessant auch: Sie hiess vorher Pandya und danach auch wieder. Eine Woche lang wurde geheiratet. Standesamtliche Trauung in Weiß. Stundenlanges Fotografieren, Dutzende Gäste in allen erdenklichen Posi- & Kombinationen. Dazwischen Vegetarisches Süß & Sauer. Mendi-Bemalungen im Garten mit Tanz, Ladies only. Täglich wurde der Gästekreis größer.
Am Tag der indischen Hochzeit ritt der Bräutigam als Maharaja, von Jungesellen-Freunden mit Trommeln & Schalmeien begleitet, in den Vorhof der Event Location. Da es in London keinen weißen Elefanten gab, musste er mit einem Schimmel vorlieb nehmen. Das Ganze war nicht ganz ernstgemeint, aber einer echten Maharajah-Hochzeit nachempfunden.
Großer Tag unter blauen Baldachinen in einer riesigen Halle. Unter dem Zentralgestirn saßen Braut & Bräutigam, am Boden The Mamas and The Papas. Braut-Papa Brahmane leitete die stundenlange Zeremonie.
Mir wurde, als bester Freundin der ältesten Schwester der Braut, damals schon eine (nicht graue sondern Henna-gefärbte) Eminenza, die Aufgabe zuteil, mehrere Kilos Gold, die Didi am Vortag aus dem Safe der Bank of England geholt hatte, zu bewachen. Damit nicht auffällt, dass das alles Gold ist, was glänzt, hatte sie es in ein Plastiksackerl von Marks & Spencer verpackt, das ich während der gesamten Zeremonie zwischen den Beinen hielt. Ich saß in der ersten Reihe, in einem sehr schönen, langen Dirndl. Muss eigenartig ausgesehen haben.
Und erst jetzt fällt mir ein, nach 15 Jahren: Ich hätte den Sack unters Dirndl schieben können! Aber ich glaube, Didi wollte ihn nicht aus den Augen verlieren. Endlich wurde mir das Gold entwunden und gleichmäßig über die Braut verteilt. Und dann sofort wieder ab in die Bank of England!
© 2021-02-10