von Sternenkind
Mein Schatz arbeitet zur Zeit in Niederösterreich bei einem Windpark.
Was ist ein Industriekletterer fragst du dich gerade? Das ist jemand der alle Jobs also Arbeiten im Seil macht. Überall wo man sonst nicht mit einem Kran oder Leiter hinkommt wird mein Schatz geholt.
Seine Arbeit ist abwechslungsreich und führt ihn durch ganz Europa. So hat er schon in Finnland, Niederlande, Deutschland, Großbritannien, Schweiz, Rumänien und so weiter gearbeitet.
Ob man dafür eine Ausbildung braucht? Ja klar.
IRATA bedeutet International Industrial Rope Access Trade Association.
Bei IRATA gibt es drei Level. Man beginnt mit dem ersten, dann das zweite und zuletzt das dritte. Er hat Level 3.
Die Kurse müssen nach ein paar Jahren wieder aufgefrischt werden, damit jeder Kletterer wieder tipptopp und sicher arbeitet. Die Knoten müssen sitzen, denn ihr Leben hängt davon ab!
Rein in den Gurt und ab die Post. Meterlange Seile werden mit Knoten gesichert.
Seit einigen Wochen hängt mein Schatz nähe Mistelbach herum. Duzende Windkraftanlagen gehören einer Inspektion unterzogen, gewartet und fotografiert.
Damit mein Partner nicht alleine am Turm rumhängt, hat er seinen Bruder und dessen Schwager direkt aus dem Vereinigten Königreich ins Weinviertel beordert.
Nun hängen sie zu dritt ab.
Sie baumeln über fette gelbe Rapsfelder, hin und wieder stößt sie eine Brise sanft an. Von Montag bis Samstag hängen sie dort herum. Jeden Morgen weckt sie der Smartphon Wecker auf.
Zuerst wird eine Zigarette geraucht und ein Kaffee getrunken, dann springen sie in die Arbeitsmontur. Leuchtorange Hosen und Sicherheitswesten.
Sie haben sich sicherheitshalber angewöhnt mit dem Helm schlafen zu gehen. Man weiß ja nie.
Safety first!
© Sternenkind 2019-06-19