von Päter_Runkverr
Einen meiner besten Freunde, lernte ich in der Berufsschule kennen. Da wir, wenig überraschend, im gleichen Alter waren, beschlossen wir auch zum gleichen Zeitpunkt unser Elternhaus zu verlassen und erzählten uns von unseren jeweiligen Erfolgen und Misserfolgen bei diversen Wohnungen die zwar toll aber nicht leistbar bzw. leistbar aber nicht toll waren.
Es entstand von Beginn an der Deal, dass wir uns gegenseitig nicht verrieten wo wir suchten bzw. erst verraten werden würden wo wir hinziehen, wenn der Mietvertrag bereits unterschrieben ist, damit wir uns nicht gegenseitig beeinflussen, sondern uns wirklich frei und unabhängig für unsere jeweilige Wohnung entscheiden konnten.
Nach einiger Zeit wurden wir beide zum nahezu gleichen Zeitpunkt fündig und lachten sehr darüber, dass der Termin für das Unterschreiben des Mietvertrages auf den selben Tag fiel.
Wir vereinbarten, dass wir nach der Unterschrift mit dem Schlüssel in unsere jeweilige Wohnung fahren würden und wenn die jeweiligen Hausnummern zusammengezählt eine gerade Zahl ergaben, musste ich mit einem Sechsertragerl zu ihm fahren und bei einer ungeraden Zahl er mit einem Sechsertragerl zu mir um auf die neuen Wohnungen anstoßen zu können und am Wochenende drauf das gleiche in umgekehrter Reihenfolge.
Sehr nervös in meinem neuen 35 m² Reich angekommen, rief ich ihn an: „Hallo… Und wie schau ma aus?“ er keuchte: „Warte, ich sperr grad auf.“ ich musste lachen: „Lustig, im Stiegenhaus hör ich auch grad wen aufsperren.“ „So, jetzt bin ich drin. Welcher Bezirk?“ „Floridsdorf“ „HA! Lustig, ich auch. Welche Straße?“ „Justgasse“ „Verarsch mich nicht. Woher weißt du das überhaupt?“ „Was soll das heißen? Ich bin in die Justgasse gezogen und du?“ „Ich auch. Das gibts ja jetzt nicht. Oag. Und welche Hausnummer?“ „7 und du?“ „Geh schleich dich heast. Sind wir ernsthaft ins selbe Haus gezogen? Welcher Stock?“ „Erster. Du?“ „Erdgeschoß“.
Es war einfach unfassbar. Wir wussten im Vorhinein nichts voneinander außer, dass wir in Wien eine Wohnung suchten und sind unabhängig voneinander ins selbe Haus gezogen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert?
Diesem Umstand haben wir Rechnung getragen, in dem wir uns gemeinsam statt nur einem, zwei Sechsertragerln kaufen gingen und in jeder Wohnung jeweils drei Biere tranken.
In weiterer Folge war das ungemein praktisch für diverse Partys bei denen es dann möglich war, dass die Leute die im Einschätzen ihres Alkoholkonsums nicht genau genug waren, in einer der beiden Wohnungen blieben und der Rest der Menschen konnten sich die röhrenden Stimmungsdämpfer sparen und in der anderen Wohnung weiterfeiern.
Für all meine in unfassbarer Anzahl vorhandenen Stalkerfans: Vor der Justgasse 7 zelten und auf Autogramme warten bringt nichts mehr. Ich wohne mittlerweile wo anders und nein ich bin nicht arrogant und eingebildet und ja, meine größte Stärke ist meine Bescheidenheit ; )))
© Päter_Runkverr 2019-11-06