Insel der Entschleunigung

Gabriele Koubek

von Gabriele Koubek

Story

Slow Down. Wir wollen gar nicht runterkommen, so mitten auf der Reise durch Uganda. Aber genau das hat Walter für uns vorgesehen als er uns half, die Reise zu planen. Walter hat über ein Entwicklungshilfe Projekt eine Ferienanlage auf einer Insel in Betrieb. Dort haben wir gebucht.

Unsere Insel ist eine der 29 Inseln im Lake Bunyonyi auf 1950 Meter Seehöhe.

In einem schmalen Kanu überqueren wir den See. Eine ortskundige, einheimische Begleitung erzählt von den Inseln an denen wir vorbeifahren. Da gibt es die Lepra Insel. Erst 1980 hat der letzte Leprakranke eine Therapie bekommen und durfte die Insel verlassen.

Punishment Island heißt eine sehr kleine Insel auf der unverheiratete, schwangere Frauen ausgesetzt wurden. Männer die keinen Brautpreis zahlen konnten, durften sich von dort Frauen holen. Voll Stolz wird uns berichtet, dass das heute nicht mehr so gemacht wird.

Unserem Gefühl nach ist die Vergangenheit hier noch gar nicht so lange vergangen.

Dann kommen wir zu unserem Ziel: Sharp Island. Hier gibt es nur die Hotelanlage. Sie besteht aus einem großen überdachten Raum, der als Rezeption, Speisesaal und Aufenthaltsort mit einer Lademöglichkeit für Akkus aller Art gedacht ist und 7 Bungalows mit Ausblick auf den See.

Wir sind die einzigen Gäste. Aber das hindert hier niemand daran, die lange und ausführliche und bürokratisch so vorgesehene Anmeldeprozedur zu zelebrieren.

Jeder Bungalow verfügt über seine eigene Solaranlage. Einen Anschluss an das öffentliche Stromnetz gibt es nicht. Internet – ja, aber nicht immer.

Die Entwicklung der Festnetztelefonie wurde hier ausgelassen, dafür funktionieren die Handys überraschend gut. Als einzige Aktivität auf der Insel ist ein Spaziergang rund um die Insel vorgesehen. Wir brauchen dafür eine halbe Stunde, aber das auch nur weil wir wirklich langsam gehen und jedem Baum und jeder Blume Beachtung schenken.

Jetzt haben wir nichts mehr zu tun. Also setzen wir uns auf die Terrasse und hören den Vögeln beim Singen zu. Bunyonyi heißt Ort der vielen kleinen Vögel und hält was er verspricht.

Bis zum Abend sind wir so entspannt, dass wir es fast als Zumutung empfinden die 3 Meter bis zu unserem Esstisch zu gehen. Das Personal versteht unsere Not und bringt den gedeckten Tisch einfach auf die Terrasse. Nach dem Essen setzen wir uns vor den Kamin. Es gibt hier zwar keine Türen und auch die Fenster kann man nicht schließen aber im offenen Kamin brennt ein Feuer.

So klingt der Tag auf einer Insel aus, an dem es nichts zu tun gibt und man seinen Gedanken einfach freien Lauf lassen kann.

© Gabriele Koubek 2020-02-09

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