von Sandra Ruzek
Interrail. Bekannt als Reise ohne viel Schnick-Schnack drumherum. “Reise mit so wenig wie möglich und nimm umso mehr Erinnerungen (nicht in Form von Souvenirs!) nach Hause!”. Klingt alles toll, ist es auch! Aber als Mensch, der normal eher 2 Koffer für 2 Wochen Strandurlaub mitnimmt, war es eine riesenHerausforderung. Und genau diese hat mich gereizt.
Mit gerade mal 21 Jahren am Buckel und meiner besten Freundin wollte ich die Welt, besser gesagt Europa entdecken. Ich hatte trotz meines jungen Alters schon viel von der Welt gesehen, aber Europa war für mich bis zu diesem Punkt sehr “klein”. Ich wollte einmal anders reisen als ich es gewohnt war und viel in möglichst kurzer Zeit sehen. Und so sind wir zwei junge Mädels auf die Reise unseres Lebens gegangen. 3 und halb Wochen, unzählige Zugfahrten durch die Nacht und 7 Städte mit jeweils nur EINEM Rucksack. Nochmal zur Erinnerung: ich bin diejenige, die mit 2 Koffern für 2 Wochen in den Urlaub fährt. Meine Freundin hatte kein Problem damit, sie ist minimalistisch und macht sich nichts daraus Schminke oder ähnliches auf eine nicht dafür geeignete Reise daheim zu lassen. Ich hingegen musste beim Einpacken genau abwägen was sinnvoll, was unnötiger Ballast und was grundsätzlich nicht zu gebrauchen, dennoch für mich lebensnotwendig ist. Ich brauche z.B. bei jeder Reise einen kleinen Polsterbezug mit, der mich ans zu Hause erinnert. Ich brauche in irgendeiner Form auch ein Kuscheltier mit, denn nur damit fühle ich mich halbwegs sicher. In diesem Fall habe ich versucht allen einzureden, dass ich den Elefanten eigentlich nur als Polster mitnehme. Dabei hatte ich auch ein Hörnchen für die Zugreisen mit, also war dieses Argument zugegebenermaßen mies. Dennoch habe ich es geschafft den Rucksack einzupacken. Die Reise konnte starten!
Nachdem die Hürde des Einpackens überwunden war ging es nun mit dem Nachtzug los nach Amsterdam. So unbequem habe ich noch nie in meinem Leben geschlafen. Aber das machte nichts aus, denn wir waren voller Neugier und Enthusiasmus. Daran konnte auch der 8 kg schwere Rucksack nichts ändern. Die ersten Probleme kamen erst, als der letzte Tag in Amsterdam kam und ich als große Sammlerin von allem (wirklich allem) verschiedenste Souvenirs besorgt hatte. Denn der Rucksack war ja eigentlich voll. Aber was solls, die ersten Höschen wurden entsorgt und schon haben die Tulpenzwiebeln reingepasst. Und so ging es in jeder Stadt weiter. Hier ein Magnet, da ein Pulli, dort ein Teddy. Egal was, Hauptsache “Erinnerungen”. Das für mich viel nervigere Problem war die Tatsache, dass ich um etwas aus der Tasche nehmen zu können, den Rucksack jedes Mal komplett ausleeren und dann wieder neu einpacken musste.
Am Ende unserer Reise hatte ich links und rechts am Rucksack verschiedenste Sachen hängen, mein Rücken war tot und ich brauchte Urlaub vom Urlaub, jeder Schmerz war es wert. Was ich daraus gelernt habe? Nimm wenig Leiberl auf Interrail mit, denn ohne Souvenirs geht gar nichts!
© Sandra Ruzek 2021-02-18