Irgendwann passiert es.

Sie gewöhnen sich an deine Abwesenheit. Sie hören auf, nach deinem Schatten zu suchen. Sie vergessen dein Lächeln. Den Klang deines Lachens. Das Glänzen deiner Augen im warmen Sonnenlicht. Das Funkeln deiner Augen unter klarem Sternenhimmel. Deine Haare, die im Herbst im Wind flattern und im Winter mit Schneeflocken bedeckt sind. Die Röte deiner Wangen in der Hitze des Sommers.

Sie vergessen deine Sprünge auf der Straße unter einer leuchtenden Laterne. Sie hören Lieder, die du ihnen gezeigt hast, ohne an dich zu denken. Sie besuchen dieselben Orte, aber ohne dich. Die Frage, ob du mitkommen möchtest, taucht nicht mehr in ihren Gedanken auf. Gespräche, in denen du Thema warst, werden weniger. Bis sie letztendlich ganz verschwinden und die Erwähnung deines Namens mit einem leichten Windzug davon getragen wird.

Der Platz, auf dem du sonst gesessen hast, bleibt leer. Manchmal sitzt jemand anderes dort und keiner macht sich mehr die Mühe, ihn für dich freizuhalten. Bilder, auf denen du zu sehen bist, werden gelöscht oder nie wieder angeschaut. Dein Chat rutscht die Liste hinunter, er ist seit diesem einen Tag eingefroren. Dann verschwindet deine Telefonnummer, denn sie wird sowieso nicht mehr gewählt.

Es werden alte Geschichten erzählt ohne traurige Blicke, sobald dein Name fällt. Es gibt keine unangenehme Stille mehr, wenn Erinnerungen auftauchen, zu denen du beigetragen hast.

Klamotten verlieren deinen Duft. Briefe zerknittern und verblassen. Deine Handschrift wird unsichtbar. Geschenke verlieren ihre Bedeutung. Du bist kein Gedanke mehr, über den sie grübeln. Du verschwindest. Nicht nur dein Körper bleibt fern, auch dein Geist distanziert sich, sobald andere aufhören, nach ihm zu suchen. Deine Stimme bleibt in ihrem Kopf, bis sie wie jede andere klingt und aufhört, nach Aufmerksamkeit zu fragen.

Irgendwann passiert es. Wir verschwinden. Und es wird keiner da sein, der sich freiwillig an uns erinnert.