von Malin Loibner
Oh Gott, es ist lange her. Lange her, dass ich meine Gedanken gesammelt habe und sie einfach ausgelassen habe. Als ich mit ihm war, fiel mir das leicht die Zeit dafür zu nehmen, nun habe ich eher Angst etwas in meiner Gedankenwelt zu finden, das ich nicht finden möchte. Ich habe das Schlechte vergessen und die Gründe, wieso wir nicht mehr in Kontakt stehen, wieso ich alles beenden wollte. Doch ich erinnere mich wieder. Auch wenn er mir gutgetan hat, weil ich mal rauskam, weil ich mal Zeit zum Denken nahm und Schreiben und mich auch mit jemanden musikalisch austauschen konnte, es ist gut, dass es vorbei ist. Es ist gut, weil ich für einen kurzen Zeitraum vergessen habe, dass er noch nicht bereit war, und ich noch weniger, auch wenn es schwer ist, sich das einzugestehen. Aber ich erinnere mich noch an die Erzählungen von seiner Exfreundin, er war in der Beziehung gefangen und machte sein Leben, seine Beziehungen mit seinen Eltern und seine gesamte Gefühlslage und Stimmung abhängig davon, wie gut die Beziehung gerade läuft. Ich erwarte mir in einer Beziehung viel Zeit für mich selbst und fürs Alleinsein, fürs allein weiterentwickeln und weitere Stützen außer der Beziehung zu finden. Wenn diese zusammenbricht, bricht dann alles zusammen. Ich glaube aber, ich schaffe das auch nicht, sollte ich mal in einer Beziehung sein. Du vermisst deinen Partner, wenn er nicht hier ist und das ist normal, aber wie soll ich mir da Zeit und Fokus auf eigene Arbeiten und Projekte legen. Funktioniert beides? Um ehrlich zu sein, habe ich an meiner Entscheidung gezweifelt, uns auseinander treiben zu lassen. Aber es ist nicht besser so, es ist gut so. Gut und genau richtig. An welchem Punkt wäre ich, wenn … Gar keine Zeit darüber nachzudenken, so wie jetzt ist es doch gut. Mit ihm wäre es auch nicht besser. Nur merke ich gerade, dass selbst ich selbst und meine Zeit und mein Alleinsein nicht reicht, um zu leben. Habe ich noch Ziele? Mein Leben fühlt sich zu leer, zu unproduktiv an. Die letzten Wochen waren ganz und gar nicht einfach, aber zurückdenkend haben sie sich auch nicht schwer angefühlt. Sie haben sich einfach nicht richtig angefühlt. Wo ist die ambitionierte Malin, wie ich dachte, sie zu kennen? Stattdessen an sich selbst zweifeln, eigenen Gedanken aus dem Weg zu gehen mithilfe Unterhaltungsmedien, und stunden verschwendeter Zeit die ich mit Lernen, Tanzen, Spielen verbringen könnte. Ist das jetzt eine Phase oder fangt es erst jetzt an? Bin ich nicht so wie ich es denke? Habe ich ein falsches Bild von mir? In den letzten Tagen habe ich mich klar fürs im Bett liegen, mein Zimmer ins Chaos zerfallen zu lassen, meine Zeit auf Netflix und Instagram verbringen entschieden. Wann werde ich aufhören? Wann habe ich wieder genug Kraft aufzustehen und das zu machen, worauf ich wirklich Lust habe? Ich habe wieder Lust auf ein gutes Workout, einen guten Lauf, darauf, gute Luft zu atmen, zu kochen, meine Obstsalate zu essen, zu lesen und zu lernen. Ich möchte mich weiterentwickeln und ich möchte die Zeit für mich haben, das war doch der Grund wieso ich nicht weiter mit ihm zu tun haben wollte? Ich hatte Angst vor der gemeinsamen Zukunft, in der ich die Zeit verschwende mit ihm im Bett zu liegen und nichts zu machen, und jetzt tue ich das Gleiche, wovor ich Angst hatte, nur allein?
Ich brauche wieder feste Ziele.
© Malin Loibner 2023-07-21