Ist der Maskenball tatsächlich vorbei?

Gabriele Feichtinger

von Gabriele Feichtinger

Story

Heute wurde das erste Mal seit Mitte März das Gemeindeamt wieder für den Parteienverkehr geöffnet. Ich war bereits gespannt, wie sehr unsere GemeindebürgerInnen die Wiederöffnung überhaupt wahrgenommen haben. Als ich sozusagen als Hausmeisterin die Türen öffnete, hat es nicht lange gedauert, ist der erste Gast bereits erschienen.

Heute war auch kostenlose Rechtsberatung und allein deshalb war einiges los. Schön brav sind alle Kundschaften mit Masken erschienen. Ein wahrliches Farbenspiel an Buntheit nicht zu übertreffen. Einige kamen fantasielos mit Einwegmasken. Oh, wie schade, lauerte ich doch schon auf das nächste kreative Accessoire. Manche hat das Gesicht so derartig abgedeckt, dass man kaum ein Wort verstanden hat. Ich musste mir das Lachen verbeißen. Auweh, habe mir in die Zunge gebissen. Dabei kam mir der Gedanke, dass so manche die Maske das ganze Jahr über tragen sollten. Wir Bedienstete selbst tragen keine Masken mehr, außer wir sind in direkten Kontakt zueinander. Wir haben als zusätzlichen Schutz vor Parteien die sogenannten Spuckschutzschilder am Schreibtisch erhalten. Nicht nur in der Corona-Zeit eine willkommene Bürozusatzausstattung für so manche feuchtfröhliche Aussprachformen. Daher steht bei mir immer ein Regenschirm, um sich vor der Luftfeuchtigkeit von so mancher Kundschaft zu schützen. Was auch sehr merkwürdig ist, dass ich immer die schwierigen Fälle am Telefon erhalte. Welch Zufall? Oder vielleicht doch nicht? Ich bin bekannt dafür, mit Menschen sehr gut umgehen zu können, da ich auf sie eingehe. Eine Gabe, die ich aus meiner schwierigen Kindheit als positiv ansehe. Dadurch, dass ich alles zerlege und analysiere, alle Mitmenschen und mich selbst, weiß ich, wie ich mit dem Gegenüber umzugehen habe.

Heute war wieder einer unserer speziellen Fälle, ich sage immer Patient am Telefon, ungeduldig und verständnislos, wenn man sagte, dass die Kollegin heute nicht mehr im Büro ist. Das sind Menschen, die sich so wichtig nehmen und keinen Widerspruch akzeptieren. Nachdem ich mit Grinsen, zum Glück gibt es noch keine Videotelefonie am Gemeindeamt, seine lange und breite Erklärung angehört habe, versprach ich ihm, mich darum zu kümmern. Da er mit unbekannter Nummer angerufen hat, was ja typisch für derartige Patienten ist, habe ich wegen einer eventuellen Nachfrage nach seiner Nummer gefragt. Selbstverständlich habe ich diese dann erhalten.

Unser Bürgermeister zeigte sich heute bestens gelaunt! Hat er doch immer wieder einen Scherz parat. Zum Glück war Dienstschluss und ich fuhr nach Monaten wieder zum Hofer. Ich beobachtete die Menschen, welche sich in und aus dem Geschäft bewegte. Ja, tatsächlich. Keiner hatte eine Maske auf. Oh, wie toll fand ich das. Habe ich doch immer regelrechte Luftprobleme und Schweißausbrüche vom Tragen der Maske bekommen. Ist das jetzt tatsächlich das Ende des Maskenballs?

© Gabriele Feichtinger 2020-06-16