von Conrad Amber
Ob das GlĂŒck bringt, fragte meine innere Stimme? Mit sieben Frauen, jede mit einer Tasche, in welcher ein Manuskript eines Koch – oder Gartenbuches ruhte, wartete ich im Empfangsraum des groĂen Fachbuchverlages.
Unangemeldet, ungeduldig, einige Stunden lang. Die Autorinnen hatten ihre Termine, sie wurden vor mir aufgerufen. Ich war der coole Nichtangemeldet-Typ, der mit seinem Meisterwerk erscheint und der mit höfischem Zeremoniell begrĂŒĂt und gestreichelt werden möchte. Sie alle haben darauf gewartet, endlich deinen Bildband âBaumweltenâ zu verlegen. So zumindest habe ich mir das auf der Anreise ausgedacht. Die Geschichten, die das Leben schreibt. Das kann ich auch.
Zuvor war ich in Frankfurt und davor in Stuttgart. Ich hatte mir die Verlage, die fĂŒr mein Thema in Frage kommen, schon lange ausgewĂ€hlt. Weder auf Telefonate noch auf freundliche Emailanfragen habe ich Antwort bekommen. Als Erstautor ohne Referenzen oder Empfehlungen, die bestimmt helfen wĂŒrden, tut man sich schwer. 7 MusterbĂŒcher habe ich mir deshalb in einer kleinen Druckerei anfertigen lassen, unter den Arm geklemmt und war frisch und froh zu den Verlagen gefahren. Man wird mich ohne Termin nicht rauswerfen. Immerhin bin ich viele Kilometer gefahren und jetzt einfach hier. In einem Verlag bin ich solange in WC â NĂ€he gesessen, bis die zustĂ€ndige Lektorin vorbei gekommen war, die ich mit einem Feuerwerk sympathischer WortschwĂ€lle ĂŒberzeugen konnte, sich 7 Minuten meinem Thema anzunehmen. In einem anderen Verlag habe ich mich am Empfang vorbeigeschlichen und solange TĂŒrschilder gelesen, bis ich in der in der richtigen Abteilung war. Ohne zu Klopfen bin ich eingetreten…âEntschuldigung, bin ich hier richtig? Ich wollte mein Buch vorstellen und mir hat man vorne gesagt, hier sind die kompetenten Fachmenschenâ (ersteres war gelogen, zweiteres hat wirklich zugetroffen).
Nun irgendwie hatte ich es nach einigen Tagen geschafft, meine MusterbĂŒcher sind in den jeweiligen Lektoraten der besten Verlage gelegen und man wĂŒrde sich dann wieder melden. Man mĂŒsse mit Marketing und anderen Instanzen reden usw.
7 Wochen Stillschweigen.
Die Zeit, die Verlage, die Lektoren waren wohl noch nicht so weit, ich war vor der Zeit und mĂŒsste das Buch im Eigenverlag produzieren. Aber wie? Das ist der Moment, in dem man glaubt, dass 7 Jahre Arbeit umsonst gewesen sind. Sieben- das war doch auch mal meine GlĂŒckszahl oder doch nicht?
Innerhalb einer Woche meldeten sich alle drei Verlage, jeder wollte das Buch verlegen. Ich konnte mich nicht nur in meinem Selbstwert sonnen sondern auswĂ€hlen. Ein herrliches GefĂŒhl. Ich habe mich dann fĂŒr den Verlag in Stuttgart entschieden, eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereue. Dennoch waren es ab der Zusage noch fast ein Jahr Arbeit, bis das Buch erschien und zum Bestseller in seiner Sparte wurde. Inzwischen gibt es schon die 2. Auflage.
Sieben ist eine gute Zahl!
© Conrad Amber 2019-04-12