,,Wir haben einen Gewinner.“ -brüllt einer der Wärter, den anderen zu. Hände schnellen in die Höhe, es wird sich abgeklatscht. Die braune Masse verteilt sich weiter im gleichen Tempo, wie Tränen aus Kazimirs Augen laufen. Ein Wimmern will ausbrechen, wie eine Fliege, die die ganze Zeit gegen die verschlossene Fensterscheibe klatscht. Spucke besiegelt die Verachtung, die Männer in Uniform versuchen das meiste aus sich herauszuholen. Einer toppt den nächsten. Das Gesicht, des an das Bett gefesselten Mannes, wird zum Aushängeschild des Hohns.
,,Dein Stündchen hat geschlagen.“ – sind die Abschiedsworte der ausgelassenen Truppe, während sie fröhlich den Raum verlassen. Stille. Bestialischer Gestank. Die Klappe geht mehrfach auf. Gelächter ist die vorrangige Reaktion, die Worte dazwischen bedeutungslos. Minuten, die wie Finger immer weiter in Kazimir eindringen, bewegen sich konstant nach vorne. Die Verriegelung der Tür löst sich mit einem schweren, metallischen Knacken. Eine Frau im weißen Kittel. Doktorin Nowak tritt ein. Auch sie läuft auf weichen Wolken, weil die heitere Ausgelassenheit ihrem Gemüt Flügel verweilt.
,,Soso.“
-summt eine beschwingte Stimme dem hilflosen Patienten entgegen. Vor Kazimirs Augen bildet sich ein entflammter Monolog, der in einer dunklen Ecke seines Herzens verfasst wird. Schmerz und noch so vieles mehr füllt die Patrone, die dem Füller inneliegt. Das Öffnen seiner Lippen ist der Zeitpunkt, an dem die Feder auf das Papier trifft. Bevor er ein genug tuendes Wort sagen kann, drückt ihm Frau Nowak zwei Taschentücher in den Mund.
,,Guck doch mal an, wie du aussiehst. Kazimir. Was soll ich dir sagen? -ihre Hand bewegt sich in die Seitentasche des Kittels. Ein weiteres Taschentuch. Laut und mit viel Inhalt entlädt sie sich in das selbige.
,,Ach Kazimir, dachtest du wirklich, dass dich jemand hier herausholt?“ -gegen den Widerstand des sich schüttelnden Kopfes, drückt die Psychologin das dritte Taschentuch tief in den Mund, des an das Bett gefesselten Mannes.
,,Die Schuhe waren es, Kazimir. Das war keiner von uns, sondern einer von deinen Leuten.“
-selbstgefällig, mit einer Note infantilem Mitleid, drückt sich ihre untere Lippe ein Stück nach vorne, nachdem sie die Worte gesagt hat. Mit einem Kugelschreiber drückt Frau Nowak die Taschentücher Richtung Gaumen. Der Würgereflex setzt ein. In Kazimirs Leib befindet sich nichts, was der Magen nach oben befördern könnte. Galle speit wie Feuer die Speiseröhre hinauf. Alles wird hektisch. Die nicht Kugelschreiber-führende-Hand greift mit ihren Fingern an seine Nase und drückt die Flügel zu. Hektik wird zu Panik. Der Stift schleudert gekonnt die Taschentücher aus der Mundhöhle, die Hand lässt die Nase los. Husten, nach Luft schnappen. Wärter, die im Türrahmen stehen und eine Psychologin, die in der Mitte der Manege steht, verfolgen die Inszenierung. Schwarz. Eine Ohrfeige unterbricht die eintretende Bewusstlosigkeit.
© Andreas Czwodzinski 2022-08-20