von Gerhard Maier
Gründonnerstag 2021 – heute verfolgt uns im Hoagascht* das Bio-Schweinderl des Schallaunbauern. Weil der Weg noch voller Schnee ist, sind wir zu Fuß auf die Grünmaißalm gewandert.
Mit einem Stieglbier-Flaschl in der Hand sinniere ich mit dem Schallaun-Hans vor seiner neuen Almhütte, ein Prachtstück der traditionellen Salzburger Holzbaukunst ist sie geworden. Es gibt noch ein paar Kleinigkeiten zu besprechen. Passt die Balkongestaltung, wie sie der Zimmerer vorgeschlagen hat? Die Steinverkleidungen würde ich mit den Steinen machen, die herumliegen. Da müssen halt seine Kinder einmal einen Nachmittag Steine klauben. „Die pfeifen mir was, das kann ich mir selber machen!“
Wir schauen in den Viehunterstand hinein, der Hans hat ein etwas lautes Stimmorgan, der Widerhall seiner Stimme schlägt uns entgegen.
Plötzlich steht das Schweinderl neben uns: „Poah, da in dem Stall ist es aber hallig, des halt ja keine Sau aus! Bauer, da musst dir was einfallen lassen!“
Bauer: „Geh Schweinderl, das ist kein Stall, das ist doch nur ein Unterstand für die Kühe, wenn´s einmal schüttet oder schneiben anfängt. Du bist sowieso ein Almschwein und die meiste Zeit draußen bei den Sumpfdotterblumen, wie ich dich kenn. Außerdem kommt noch eine Verkleidung auf die Wänd´, die schluckt den Schall.“
Schweinderl: „Aber ja nix mit Styropor. Da musst was G´scheit´s aussuchen, Architekt sag ihm das, irgendwas Ökologisches. Der Bauer tut nämlich gern sparen!“ Der Bauer verlegen: „Ja natürlich, Schweinderl.“
Schweinderl: „Jetzt bin ich den ganzen Weg herauf durch den Schnee gehatscht, wieso sind wir nicht mit dem Traktor gefahren?“
Bauer: „Bei dem schönen Wetter ist Wandern meditativ, besonders in der Karwoche. Außerdem wäre uns der Herr Architekt nie mit dem Traktor mitgefahren. Und der Dieselgestank! Du bist doch unser Bio-Schweinderl!“
Schweinderl: „Dann lass dir was einfallen, ich soll Fett ansetzen und auf die Alm hatschen. Wie soll das gehen?“
Bauer ironisch: „Für dich werde ich einen Elektro-Traktor besorgen.“ Schweinderl: „Ja Herr Bauer, der Strom kommt aus der Steckdose. Schon mal was von den Problemen der E-Mobiltät gehört? Seltene Erden und so?“
Schweinderl: „So genug gequatscht. Lässt mich bitte mal einer von euch beiden beim Bier trinken? Mich fragt keiner, ob ich Durst hab!“
Bauer: „Das wird dir nicht schmecken, das ist ein ganz normales Märzen- und kein Bio-Bier. Wieso erfrischst du dich nicht mit Schnee, liegt eh genug herum?“
Das Schweinderl taxiert den Bauern: „Hast eh recht Bauer, wenn ich dich so anseh´. Die Sauferei ist eh nicht gut für die Leber und die Haut. Außerdem ist Karwoche, da sollte Alkohol für einen ach so katholischen Bauern ohnehin tabu sein“, und nascht ein bisschen vom Schnee.
Schweinderl: „Poah bin ich froh, dass morgen Karfreitag ist. Da wird wieder einiges weniger an Fleisch verdrückt!“
„Ja natürlich, Schweinderl! Dein Wort in Gottes Ohr.“
*Hoagascht = unterhaltsam, zwangloses Gespräch.
© Gerhard Maier 2021-04-01