von L. M. Dobreva
Ich suche und suche und finde die Lösung nicht, ich drehe mich im Kreis, fühle mich fehl am Platz. Excel-Tabellen formatieren, Dokumente kopieren, Ordner strukturieren, Dateien abspeichern, Berichte schreiben.
Soll das wirklich alles sein?
Ich stelle mir die Frage, ob ich gerade mein wahres Leben verpasse, während ich hier sitze.
Monotonie, Mappen schlichten, Dokumente einordnen, gefesselt an einen Schreibtisch, angekettet mit der Tastatur, in Handschellen gelegt durch die Computermaus. Zwischendurch mal Freigang. Aufstehen, Wasser holen, aufs WC gehen, etwas trinken, einen Café holen. Dann wieder zurück. Weiter tippen, eine Zahl, eine Formel nach der anderen. Ich tippe und tippe, Zeile um Zeile, Spalte um Spalte. Meine Augen sind müde, aber ich mache weiter, es wartet schon der nächste Bericht auf mich, er will abgetippt werden.
„Bin ich glücklich“, frage ich mich?
Die Antwort auf die Frage, bin ich glücklich, ist keine Frage des Verstandes. Sie muss nicht durchdacht werden und ist an keine Bedinungen geknüpft. Die Antwort ist einfach, sie kommt als klares Gefühl vom Herzen. Fühlt sich die Situation stimming für mich an? Ja oder nein?
Wenn ich morgens schon mit den Gedanken aufstehe, ich muss in die Arbeit, ich muss in die Schule, ich muss [setze ein beliebiges muss, deiner Wahl ein…], dann macht mich das nicht glücklich.
Hinter jedem „muss“ steckt ein „ich will eigentlich nicht“. Ich will eigentlich nicht aufstehen, ich will eigentlich nicht raus, ich will eigentlich keine kraftraubende Arbeit, ich will eigentlich keine kräftezerrenden Beziehungen.
Das ist ein eindeutiges Nein, auf die Frage, bin ich glücklich.
Unsere Energie und Zeit sind unsere wertvollsten Ressourcen, wir sollten sie in ein Leben stecken, dass Ja sagt.
Ja, zu uns selbst.
Ja, zu unseren Bedürfnissen.
Ja, zu Freude, Liebe und Bereicherung im Leben.
Wie oft hast du schon zu etwas Ja gesagt, obwohl dein Herz eindeutig Nein sagt.
© L. M. Dobreva 2020-07-26