Jahr 2999 – Part Eins

Teodora Nikolic

von Teodora Nikolic

Story

Eine Pferdekutsche hatte sich in einer matschigen Pfütze festgefahren und wurde vergebens von drei Männern versucht, wieder herauszuziehen. Die beiden Pferde standen nur gelangweilt davor und schauten mich aus dem Augenwinkel an, als ich die Straße überquerte. Am Vortag musste es geregnet haben, denn die Luft fühlte sich frisch an. Der Boden war noch feucht und beschmutzte den Saum meines langen Kleides.
Mit einem leeren Korb gewappnet überquerte ich die vollen Straßen der Innenstadt und machte mich auf den Weg zum Markt. Es war bereits später Nachmittag und viele der frischen Waren waren bereits vergriffen, trotzdem tummelten sich noch allerlei Menschen und handelten mit den Verkäufern.
Ein Gaukler versuchte, mit Feuerspucken sich ein paar Taler dazu zu verdienen und verbeugte sich tief, als ich ihm eine Münze in seinen Hut warf.
Ich ging weiter ins Innere des Marktes, wo bald ein Schauspiel stattfinden sollte. Während ich darauf wartete, dass es losging, kaufte ich bei einem kleinen Mädchen ein paar Blumenkränze.
Der König hatte für heute ein Turnier angekündigt und so waren die verschiedensten Leute in die Stadt gekommen. Unter anderem auch ein berühmtes Schauspielpaar, welches eine Liebesgeschichte vorführte. Die Bühne war bescheiden aufgebaut, aber die Schauspielkunst brachte einen nichtsdestotrotz dazu, sich in der Geschichte zu verlieren. Das Stück schildert die Geschichte zweier junger Liebender, die verfeindeten Familien angehören und unter unglücklichen Umständen durch Selbstmord zu Tode kommen. Das Publikum bestand zu großen Teilen aus Damen, wobei auch einige Herren sich dazugesellt hatten und aufmerksam zuhörten.
Als die letzte Szene zu Ende ging und das Paar sich verbeugte, wurden Blumen und Münzen auf die Bühne geworfen. Auch ich warf meinen kürzlich erworbenen Blumenkranz zu den beiden Schauspielern und machte mich auf den Weg zum Ritterturnier, das auch bereits begonnen hatte.
Es traten immer zwei Männer als Repräsentanten ihrer Adelsfamilie an und der Gewinner durfte einer Dame seiner Wahl die Rose geben, die er als Preis erhielt. Die Spiele liefen schon seit zwei Tagen und das Finale würde morgen wohl die gesamte Stadt aus ihren Häusern locken.
Es tritt nämlich der Kronprinz dieser Stadt gegen einen ehemaligen Rivalen an. Zwar war das Verhältnis der beiden Völker mittlerweile beruhigt, dennoch ließ man es sich nicht entgehen, die einstigen Rivalitäten um die Macht in das Spiel zu verlagern. So war es jedem klar, dass das Finale besonders spektakulär sein würde.

Es war ein langer Tag gewesen und ich hatte Hunger bekommen.
Entspannt von dem schönen Tag, den ich genießen durfte, loggte ich mich aus der Simulation aus und nahm das Headset ab.
Meine Augen brauchten eine kurze Minute, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, die in der VR Kapsel herrschte. Als die Tür plötzlich aufging und grelles Kunstlicht meine Pupillen berührte, zogen sie sich zusammen und ich musste kurz zwanghaft blinzeln, bis ich die Gestalt vor mir erkannte.

© Teodora Nikolic 2023-07-28

Genres
Romane & Erzählungen