Traditionell fahren die 4. Klassen der Hauptschule Weer eine Woche nach Wien. Da Jakob zweimal die 4. Klasse besuchte und auch die Sonderpädagogische Schule Elisabethinum ihren Abschluss mit einer Wien-Fahrt krönte, kamen wir in den Genuss dreimal Wien zu erkunden und jedes Mal entdeckten und besichtigten wir Neues, Aufregendes, Schönes. Dreimal auch andere Kinder und verschiedene Lehrpersonen, was jede Fahrt zu einem neuen Abenteuer werden ließ und unvergessliche berührende Begegnungen ermöglichte.
Bei der ersten Fahrt im Mai 1997 nächtigten wir in einer Jugendherberge am Neusiedler See. Das war für uns Hochgebirgler schon ein tolles Erlebnis durch die Ebenen zu fahren, eine Bootsfahrt durch das Schilf und die späten Sonnenuntergänge mit unglaublichen Wolkenlichtspielen am endlosen Horizont. In der Dämmerung noch ein Besuch in der Kellergassen.
Wien zeigte sich von seiner schönsten Seite im strahlenden Mai-Sonnenschein. Wir besuchten natürlich die Innenstadt mit allen Sehenswürdigkeiten, den Prater, die Uni-City und den Donauturm als neue Attraktionen. Aber nichts hat Jakob so beeindruckt wie die Pummerin im Glockenturm des Stephansdoms. Mit dem Aufzug hinauf und dann dieser Riesenglocke ganz nahe sein, die Sicht weit über die Stadt, die Autos und Fiaker wie Spielzeuge so klein.
Seither gilt der erste Besuch in Wien immer der Pummerin und wenn sie zu Sylvester am Übergang zum Neuen Jahr aus dem Radio ertönt, ist Jakob ganz ergriffen. Keine Raketen, kein Walzer, kein Anstoßen und Gratulieren – nein die Klänge der Pummerin läuten das Neue Jahr auch in Tirol ein.
Ein Jahr später durften wir zwei mit der neuen 4. Klasse noch einmal mitfahren. Diesmal war es unter anderem die Secession, die Karlskirche und eine Fahrt mit dem Riesenrad, die uns das Staunen lehrte. Eine laue Nacht auf dem Wilhelminenberg und der Besuch des Musicals ‘Tanz der Vampire’ vervollständigten den Genuss.
Der 3. Aufenthalt mit der Schulklasse des Elisabethinums machte uns schon fast zur Wien-Kennern. Diesmal düsten wir mit zwei Rollstühlen und sechs behinderten Jugendlichen durch die Gegend – und wir hatten so viel Spaß. Die ‚Anker-Uhr‘ hat auf beeindruckende Weise 12 geschlagen, im Imex haben wir Kino im Großformat angeschaut und in der Kinderabteilung Zoom des Naturhistorischen Museums Mauern gebaut. So eine Begeisterung habe ich selten erlebt.
Im Schönbrunner Tiergarten regnete es in Strömen, die Stimmung aber war ungetrübt. Der damalige Direktor Dr. Pechlaner, ein Tiroler, begrüßte uns sehr herzlich und erzählte interessante Details. Anschließend führte uns die Tiergartenpädagogin Mag. Hager durch die Tierwelt. Natürlich waren die verspielten Seelöwen und die Pinguine die Lieblinge.
Einige Male waren wir noch in Wien. Simon, unser Sohn, studierte dort und auch die Sponsion im Festsaal der Universität Wien mit den Klimt-Bildern beeindruckte uns sehr. Die Pummerin aber ist und bleibt Jakobs Wien ‘for ever’.
© Christine Sollerer-Schnaiter 2022-12-07