von Annika Speck
So jemanden hatte ich lange nicht. Jetzt habe ich jemanden, nämlich meine Meerschweinchen. Meine Meerschweinchen hören mir immer zu und unterbrechen mich nicht. Außerdem geben sie keine doofen Kommentare und lachen mich nicht aus. Sie schauen mich nur an und quieken vielleicht mal.
Ich hatte früher zweimal einen Fehler gemacht, jemandem etwas anzuvertrauen.
Das erstmal war es mit meiner Schwester. Ich hatte ihr gesagt, in wen ich verliebt war. Und was hat sie wohl gemacht? Sie hat mich ausgelacht! Weinend bin ich aus ihrem Zimmer gerannt und in meines. Ich beschloss, meiner Schwester nichts mehr anzuvertrauen.
Das zweite Mal hatte ich einer Freundin eine nicht so gute Note anvertraut und sie gebeten, es niemandem zu verraten. Hat sie es jemandem verraten? Ja, natürlich! Sie hat es ihrer besten Freundin verraten. Ich hätte es aber nicht gewusst, wenn sie es nicht auf dem Schulweg angesprochen hätten. Ich war dann erstmal ziemlich verwundert, bis mir dann eben klar wurde, dass meine Freundin ihrer besten Freundin meine nicht allzu gute Note gesagt hat. Ich beschloss dann auch hier meinen Freunden nichts mehr anzuvertrauen.
Zu Hause beschloss ich niemandem mehr etwas anzuvertrauen. Meine Meinung hatte ich nur etwas verändert:
Ich würde keinem Menschen mehr etwas anvertrauen. Tieren schon.
Mit Tieren kann man über alles sprechen, egal wie peinlich es einem vorkommt. Sie können ja nicht wirklich sprechen, sie sprechen vielleicht mit ihren Artgenossen oder mit anderen Tieren. Es ist bei manchen Dingen wichtig, darüber zu sprechen. Mit jemandem etwas zu teilen, was einem auf dem Herzen liegt, kann einen selbst befreien. Man muss sich aber auch sicher sein, mit wem man über die Dinge sprechen möchte, nicht allen kann man vertrauen.
Fiktive Geschichte.
© Annika Speck 2025-06-17