Jesus und die Frauen

Emo Lenz

von Emo Lenz

Story

Wenn wir heute nach Afghanistan schauen, wie die Frauen dort behandelt werden, können wir uns vorstellen, wie es diesen vor 2000 Jahren gegangen sein muss. Unglaublich, dass sie keine Schule und schon gar keine Universität besuchen dürfen. Sogar Steinigungen sollen noch vorkommen.

Der gesellschaftliche Stellenwert einer Frau war freilich außerhalb des Judentums noch weit geringer. Teils wurde ihr sogar noch die menschliche Natur abgesprochen. Für den griechischen Gelehrten Pythagoras zB. wurden sie vom „bösen Prinzip“ geschaffen, „das auch das Chaos und die Finsternis gezeugt hat.“

Den Tempel in Jerusalem durften Frauen nur bis zum „Vorhof der Frauen“ betreten. Das Allerheiligste und der Altar waren ihnen durch eine Bronzetür versperrt. Durch die monatliche Regel galten sie als „unrein“. Während ihrer Tage und 40 Tage nach der Geburt eines Buben wurde ihnen auch der Zutritt verwehrt. Nach der Geburt eines Mädchens verdoppelte sich diese Frist. Eine Frau war erst Eigentum ihres Vaters und dann Eigentum ihres Ehemannes. Ihre Aussagen vor Gericht hatten keine Beweiskraft. Für Rabbis und Gelehrte galt es als Vergehen, eine Frau auf der Straße nur anzusehen.

Jesu Umgang mit Frauen zeigt einen neuen Stil. Sein Beitrag zur Emanzipation der Frau ist in der Bedeutung zu vergleichen mit der Öffnung des Glaubens Israels zu den Heiden hin.

Eine Frau ist es, eine Sameriterin, der er sich erstmals als Messias offenbart. Es ist die beeindruckende Szene am Jakobsbrunnen.

Auch lässt sich Jesus beim Gastmahl im Haus des Pharisäers Simon von einer Frau die Füße mit ihren Tränen waschen und mit ihren Haaren trocknen und salben. Dem verblüfften Hausherrn, der sich denkt, als Prophet müsste er doch wissen, dass sie eine Sünderin ist, belehrt er mit dem Gleichnis vom Geldverleiher und den zwei Schuldnern.

„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“, sagt er der Meute, die die vermeintliche Ehebrecherin zu Tode steinigen will. Was er in den Sand geschrieben hat, wissen wir nicht.

Und Maria Magdalena? Der Jüngerin Jesu, der sie von ihren Krankheiten befreit hat, wurde übel mitgespielt. Erst wurde sie mit der Prostituierten aus dem Lukasevangelium und auch mit der Frau, die Jesus salbte, gleichgesetzt. Das aber haben Exegeten 1969 eindeutig widerlegt. Dann kam Dan(iel) Brown, der amerikanische Fiction-Autor, der sie gar mit Jesus verheiratete, der vom Kreuz herab stieg und mit ihr eine Tochter Sarah zeugte. Brown gab sich als Sensationsaufdecker aus, ist aber einer Fälschung aufgesessen und hat diese weitergedreht. Er stützt sich auf die apokryphe Schrift einer gnostischen Sekte aus dem 3. Jahrhundert, ein fragmentarisches Manuskript, das 1945 im ägyptischen Nag Hammadi entdeckt wurde. Dazu Prof. Manfred Hauke: „Für eine Ehe Jesu Christi mit Maria Magdalena gibt es keinerlei historische Grundlage.“

Dass aber ausgerechnet eine rechtlose Frau die erste Zeugin der Auferstehung wird, ist schon wirklich bemerkenswert.

© Emo Lenz 2023-02-03

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