Jetzt kannst du Bücher schreiben!

Mavislife

von Mavislife

Story

Ich habe meine Mama immer bewundert. Sie war eine liebevolle, herzliche und unglaublich starke Frau. Sie wusste einfach alles; auf jede meiner Fragen hatte sie eine passende Antwort parat. Und sie hatte schon so unglaublich viel erlebt. Ich hörte ihr immer ganz gespannt zu, wenn sie von ihrem Leben und ihrer Zeit „vor mir“ erzählte. Es klang alles so aufregend. Mama meinte immer, sie könnte mit ihrem Erlebten ganze Bücher füllen. Als ich mich einmal darüber beklagte, wie langweilig mein Leben sei, entgegnete sie, dass auch ich einmal auf unzählige Erinnerungen zurückblicken könne. Und wenn ich dann erwachsen sei, würde ich meinen Kindern all diese Geschichten erzählen. Und vielleicht würde ich sogar einmal Bücher schreiben. Ich bezweifelte das. Was könnte wohl an meinem Leben so aufregend sein, dass mir jemand gespannt zuhört oder meine Geschichten liest?

Dann vergingen die Jahre. Und mit den Jahren häuften sich die Erlebnisse. In den darauffolgenden Jahren meines Erwachsenwerdens folgten wunderschöne Momente voller Glück, aber genauso auch traurige Momente des Schmerzes. Es folgten Augenblicke der Freude und Zeiten von tiefster Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Es gab prickelnde Küsse im Sommerregen, Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch, gefolgt von herzzerreißenden Trennungen und gebrochene Herzen. Manchmal tanzte ich die ganze Nacht durch; alles war so aufregend und unbeschwert. Und in anderen Nächten lag ich vor Verzweiflung und Angst wach, weil ich keinen Ausweg sah. Es gab Situationen, die waren so komisch, dass ich vor lauter Lachen Bauchschmerzen bekam und vor Freude weinte. Und es gab dunkle Zeiten, wo mein Lachen verblasste und ich nur Leere in mir spürte. Einige Jahre später sagte Mama dann zu mir: „Siehst du, jetzt hast auch du viel zu erzählen. Jetzt kannst du Bücher schreiben!“

Als Mama die Krebsdiagnose erhielt, fühlte ich mich von meinem Umfeld alleingelassen. Ich war umringt von Menschen, aber tief drinnen fühlte ich mich einsam und mit meinem Schicksal alleine. Und so zog ich mich von der Außenwelt zurück und machte endlich, wofür mein Herz immer schon brannte. Ich fing an zu schreiben. Ich startete also meinen ersten Blog und schrieb mir meine Gedanken, Gefühle, Ängste und Erlebnisse von der Seele. Wer weiß, wohin mich mein Weg noch führt. Momentan fühlt es sich gut an.

Und Mama, du hattest wieder einmal recht! Jetzt habe ich tatsächlich viel zu erzählen und schreibe nun mein erstes Buch!


© Mavislife 2020-06-19

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