von Lisa Fröch
Verschwitzt saß ich am Flughafen in London. Wartete geduldig auf meine Gate-Information. Doch es kam und kam nichts. Seit in der Früh wartete ich gespannt, müde und doch voller Adrenalin – also irgendwie auch munter. Es war mein erster langer Flug. Zu meiner Tante nach Vancouver. Mann, waren das viele Leute auf dem Flughafen gewesen! Wo ihre Reise wohl überall hin ging? Ich blickte auf den Bildschirm. Dublin, Los Angeles, Seattle, Madrid,…so viele Ziele. Städte. Wie spannend so ein Ort doch war.
Plötzlich tauchte es auf. Meine Gate-Nummer. War ich erleichtert, daran kann ich mich noch gut erinnern. Denn ich hatte bereits die ganze Nacht am Flughafen verbracht. In einem Café. Auf einer Couch. Weshalb ich auch nur noch halb so große Augen hatte und jeden Moment einschlafen konnte. Bisschen durchhalten, dachte ich mir damals. Nur noch ein bisschen. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich an dem Tag mit meiner Familie und Freunden telefoniert hatte, um ja munter zu bleiben. Oder wie viel Koffein durch mein Blut rauschte. Alleine am Flughafen, dann noch hundemüde – es war der Horror. Zumindest wusste ich, dass jemand in Vancouver auf mich warten würde. Hui, zum Glück. Stunden später saß ich dann auch im Flugzeug. Überflog die schönsten Berge. Landschaften, die ich noch nie gesehen hatte. Erlebte mein kleines Abenteuer – ganz alleine – während diesem Flug. Diese Erfahrung gehörte nur mir. War ich stolz gewesen! High-Five Lisa, sagte ich mir.
Nach diesem Flug wollte ich noch mehr. Also reiste ich im Jahr darauf zu meinem Onkel nach Mexiko. Und drei Jahre später zu meinem Bruder nach Australien. Und immer erlebte ich dieses einzigartige Gefühl der Freiheit – mein Verlassen aus der Komfortzone! Mein Gefühl des Schwebens, das ich nur für mich hatte. Es war herrlich!
Und übermorgen? Da gehe ich dann noch einen Schritt weiter. Und reise in ein fremdes Land. Der Flug, der gehört wieder nur mir. Und die Ankunft? Meine Tage im Ausland? Meine Reise zurück? Gehört alles nur mir! Und oh wie sehr ich es kaum erwarten kann! Endlich. Endlich wage ich den Schritt und mache das, was ich will. Traue mich über die Grenzen der Länder hinaus und über die, die zu lange in meinem Kopf verharrt sind. Grenzen, die wir tagtäglich stecken und manchmal darauf vergessen. Grenzen, die man doch auch wieder ändern kann. Grenzen, die man sich oft neu überlegen muss. Grenzen im Kopf, die ich nun neu wählen und malen will. Ob ich aufgeregt bin? Und wie! Aufgeregt. Müde, weil ich die letzten drei Wochen durcharbeitete. Gespannt. Neugierig. Voller Vorfreude. Nichts fühlte sich in letzter Zeit richtiger an, als diesen Schritt zu tun.
Wow, wie ich es liebe meinem Herzen zu folgen. Meinem Bauchgefühl. Meiner Intuition. Meiner Lust aufs Reisen. Meiner Lust auf das Leben. Die Menschen. Die Vielfältigkeit. Die Wunder der Natur. Alle Kulturen. Diese gesamte Welt. Und ich ein Teil davon… Wahnsinn!
© Lisa Fröch 2022-05-09