JK – Tatort Wien: SĂ€uberung

Andreas Trimmel

von Andreas Trimmel

Story

15:36: Der JK, mein persönlicher PrĂ€sident des Bolidenhospitals, ruft mich an. „Ihr Wagen wĂ€r’ abholbereit!“, hallt’s voller Überzeugung in mein Ohr. „Alles erledigt?“, frag’ ich – erfreut und rhetorisch zugleich. „Alles wie neu“, antwortet der JK, „wir reinigen ihn nur noch schnell.“ Aha, denk’ ich mir. Also doch noch nicht ganz abholbereit. Aber ich will mal nicht so kleinlich sein. Wir einigen uns jedenfalls darauf, dass ich zwischen 16:30 und 17:00 im Hospital bin und meinen Boliden nach den multiplen Operationen wieder in einem StĂŒck und runderneuert nach Hause holen darf.

15:45: Der JK. Ruft an. Erneut. Ich? Heb’ – nicht ab. Ich hab’ grad eine Sitzung. Will grad mit mir ins Reine kommen – so wie der JK mit meinem Wagen. Und da will ich ungestört sein. Da hör’ ich lieber auf meine innere Stimme als auf die Ă€ußere des JK. Als die Sitzung beendet ist, geselle ich mich erleichtert wieder zu meinem Handy. Und merke, dass der JK angerufen und mir eine Nachricht hinterlassen hat. Ich hör’ also, grad von der stationĂ€ren Box zurĂŒckgekehrt, die mobile ab. Der Tonfall des JK ist nicht mehr ganz so ĂŒberzeugend wie noch vor wenigen Minuten. Der druckst ein wenig herum, mein JK. „Es warat wegen dem Passat. Nun ja 
 es wĂ€re fĂŒr die Innenreinigung vielleicht doch besser, wenn sie ihn erst morgen abholen kommen wollen wĂŒrden.“

Ich bin irritiert. WĂŒrde ich wirklich erst morgen kommen wollen? Was wĂŒrde mein JK sagen wollen, wenn ich nicht wollen wĂŒrde? WĂŒrde das an mich adressierte „Wollen“ zu einem „MĂŒssen“ mutieren können? Und ĂŒberhaupt: Was ist in diesen 9 Minuten geschehen? Was ist in den 9 Minuten vorgefallen, das dem JK einen Meinungsumschwung, meinem Boliden eine weitere Nacht im Hospital und mir einige zusĂ€tzliche Stunden mit dem alternativen TRex 
 Ă€hhhh, TRoc beschert hat?

Klar, sauber ist mein Bolide nicht. WĂ€r’ er das, hĂ€tt’ ich wohl kaum eine Reinigung fĂŒr ihn gebucht. Es kann also keine Überraschung fĂŒr JK & die SaubermĂ€nner gewesen sein, als sie in das Innere meines Tropenwindes blickten und mehr als nur ein Staubkörnchen entdeckten. Und nein – ein bolidoider Messi bin ich nicht, ein fahrender MistkĂŒbel ist mein Lars beileibe nicht. Man mag mir eine zwar durchaus kreative Auslegung des Begriffs „Hygiene“ nachsagen, doch als MĂŒllsammelplatz, als Dreckschleuder verwend’ ich meinen Wagen nicht.

Was also dann? Spontan hitzefrei fĂŒr die SaubermĂ€nner? Stau auf der Waschstraße? Hat der Staubsauger ausgehechelt und streikt? Ist die Seife ausgegangen? Hat der Putzbeauftragte irrtĂŒmlich Ölwanne und Tank geputzt anstelle von Sitz und Armaturenbrett? Oder ist’s nur ein Vorwand? Liegt’s vielleicht gar nicht an der Reinigung? Haben die bei der Operation vielleicht was verbockt? Motoröl in die Scheibenwaschanlage gefĂŒllt? Die Lichthupe vertont? Den Scheibenwischer mit dem Blinker verbunden? Sind denen 10 Schrauben und 2 ZahnrĂ€der ĂŒbrig geblieben?

Ich werd’s erfahren. Morgen. Heut’ aber schnapp’ ich mir noch mal den TRoc. Und mach’ ’ne Spritztour mit ihm. Quasi als unerwartetes Abschiedsgeschenk. Wir rocken noch ein Mal die Landstraße, der TRoc und ich. Der ist zwar kein TRex – hat aber fast genau so viel Biss. Und sieht zudem ein wenig niedlicher aus. Und sauber ist er auch. Noch.

© Andreas Trimmel 2023-07-12

Genres
Romane & ErzÀhlungen, Humor& Satire
Stimmung
Komisch, Inspirierend, Mysteriös