Jö, schau…

Story

Neilich lieg i uma holba Zwa – na, ned beim Hawelka – im Bett, wach, Vollmond. Und ich erhasche grad noch den Zipfl des letzten Traumes.

Ich steh auf einer Terrasse und schau hinunter in eine Wiese, man sieht nur Köpfe, wohl ein Konzert oder sowas. Plötzlich steht er neben mir und sagt leise: I bin’s, da Danza! Und legt ohne zu fragen seinen Arm um mich. Aber sou liab, i hätt eh net Na sagen können. Außerdem bin ich eine Kärntnerin und die haben angeblich sowieso dieses sprohlihe Defizit. Was natürlich ein vollkommener aber umso nachhaltigerer Blödsinn ist.

Da Danza ist eigentlich, rein männlich, nicht so mein Typ gewesen. Aber natürlich war ich geschmeichelt, neulich, als er sich, in der REM-Phase, so an mich heranpirschte. Ich hatte mich noch kaum richtig gewundert, als sich uns von hinten eine Figur aus meinem tatsächlichen Leben näherte. Ich sagte zum Schurl: Georg, wart a bissl, i bin glei wieda da! Und ging, um weiteres Ungemach von uns zu wenden. Das gelang mir in letzter Konsequenz nur dadurch, dass ich die REM-Phase brutal beendete und mich fürs Aufwachen entschied. Vorher rief ich ihm noch verzweifelt zu: Ruaf mi ned au!

Natürlich werdet ihr jetzt enttäuscht sein. Auch ich hätte gern ein bisschen weitergeträumt und mich unter der Sonne dieses Sternes aufgehalten. Seine Musik hat mich ja wirklich umgehauen. Und erst die Texte! Sowas von “ollas sölba erlebt”. Man konnte wirklich stolz werden auf die eigenen Dialekte. Daneben wirkte Englisch manchmal direkt blass. Ich lernte durch ihn auch ein wenig Wienerisch. Als ich nämlich in München einmal mit einem Weana tanzte, sagte der zu mir „Oide, I hoid auf di“. Und ohne Danzer hätte ich gar nicht gewusst, dass das so eine Art Liebeserklärung, vielleicht sogar DIE Liebeserklärung in Wien ist. Zumindest in einigen „Hieben“, Bezirken, wie Ottakring zum Beispiel.

Ins „Ruaf mi ned au!“ konnte ich mich – im richtigen Leben – ganz tief hinein leiden. Lauthals, schmerzverzerrt. Er schrieb und litt wie einer von uns. Ein breites Dauergrinsen entlockte er mir jedes Mal mit der „Rose aus Stadlau“. Ziegelteich, Gemeindebau. Was für kostbare Reime und Bilder! Und, wie gesagt, ich war damals in München „aufhältig“ und verzehrte mich manchmal nach einer „richtigen“ Sprache. Und an Leberkas aus‘n Tseidungspapia! Was waren dagegen die bleichen, auszuzuzzelnden Weißwiascht, brr, auch wenn man sie mit Mario Adorf im Schicki-Micksten Bierkeller auszuzzelte .

Und da tanzte also so ein Wiener Bazi mit mir in einer solchen place-to-be Bar, vorher standen wir mit einem gewissen Poldi an der Theke. Der hieß mit Nachnamen Bayern, genau gesagt, von Bayern. Weil ihm und seiner Familie Bayern gehörte. Irgendwann. Und der Bazi, der wohl auch ein bisschen Heimweh bekam, wenn da Danza sang, flüsterte mir oben angeführten Satz ins Ohr. Oide….

Wenn der Schurl wüsste, dass es heutzutage sogar einen Bio-Danza gibt! Da ist es nicht mehr weit zum Vegan-Danza mit AMA-Gütesiegel. Und man weiß ja, was DAS bedeutet! Nix!!!

© 2020-11-02