von Greta Kalenberg
2014
Ich bin wieder zurück in meiner kleinen Wohnung. Die Schlüssel werde ich in die kleine Schale neben dem Hutständer. Es hat mich wie einen Blitz getroffen – ich bin in William verliebt. Ich gehe in meine kleine Küche und schau mein Blick fällt auf den Kühlschrank. Der Kühlschrank ist immer noch kaputt. Meine Wirtin nervt mich immer mit der Reparatur. Sie bringt mir warme Mahlzeiten in meine Zimmer – damit ich nicht Hunger leiden muss. William kreist durch meine Gedanken während ich die verschimmelten Fleischbällchen entsorge. Den Behälter sollte ich lieber mit kochenden Wasser abspülen bevor ich ihn der Wirtin zurückbringe. Ich schütte abgelaufenen Milch in die Spüle. Ich denke an die steinernen Löwen mit dem traurigen Blick in Florenz damals. 1799. William schreibt in den Chat: Ich bin gespannt auf deiner Erzählungen aus Italien. Dann schickt er mir ein rotes Herz. Ich lege mich auf das Sofa und überlege welcher Film es heute werden soll. Tanz der Vampire oder Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens. Ich entscheide mich letztendlich für die Anne Rice Verfilmung Interview mit einem Vampir. Die Handlung erinnert mich sehr an William und ich werde trauriger und trauriger. Zum Glück leben wir nach der Jahrtausendwende. Der Film ist vorbei und ich stelle mich unter die kalte Dusche. William geht mir nicht aus dem Kopf. Die Medici- Löwen kreisen durch meine Gedanken. Wieder in meinem Wohnzimmer lege ich den nächsten Film ein. Ich sehe Gary Oldman zu, wie er Winona Ryder verführt und von Anthony Hopkins gejagt wird. Wie lange ist es her, dass ich auf der Jagd war? Ich erinnere mich kaum ich bin, aber auch nicht hungrig. Ich nehme mein Handy und speichere die Nummer von William unter Fancelli-Löwe ein. Er ist online und mein Herz macht einen Sprung. Im Chat steht nur die Nachricht: Ich vermisse dich – gute Nacht. In den Zeiten meiner Kindertagen wäre ich für die Gedanken, welche mir im Moment durch den Kopf gehen bei lebendigem Leib verbrannt worden.
© Greta Kalenberg 2023-04-19