von Filou
Irgendwie war es ein abenteuer und ein Wettbewerb, andererseits war es für die Familie wichtig. Ich wohnte mit Großeltern und Eltern in einem “Vorort” ländlich geprägt in Wien. Hier gab es noch Großbauern und kleine Gemüsebetriebe, wir lebten in einer Art Dorf jeder kannte jeden und jeder Grüßte jeden.
Rundherum waren viele Felder welche mit Kartoffeln, Erbsen, Fisolen und Erdbeeren bewirtschaftet wurden. Je nach Erntezeit wurden die großen Erntemaschinen hervorgeholt und die Ernte eingefahren.
Wenn wir den Maschinenlärm vernahmen, wurde schnell Taschen, Säcke und Körbe hervorgeholt. Die Nachbarn und Freunde wurden verständigt. Du der Bauer erntet heute seine Frühkartoffeln do drüben in der Gasse. Also auf zum erlaubten Nachklauben. Wir Kinder unserer Siedlung waren auch dabei und die Schule wurde geschwänzt. Es ging ja bei uns auch darum möglichst viel zu ergattern was diese monströsen Maschinen nicht ganz aus der Erde holten. Ein Wettlauf um die besten Plätze hinter der Maschine war angesagt, denn dort fand man die schönsten Kartoffeln. Der sack wurde schwere und schwerer, Opa stand am Feldrand und gab einen neuen leeren Sack her und fuhr mit dem Rad den vollen nach Hause. Bis er wiederkam, war der nächste Sack voll und so hatten wir gratis genug Kartoffeln fürs Jahr.
Anders war es bei den Fisolen, da durfte niemand auf das Feld bis die Maschine fertig war wewgen der Unfallgefahr. Okay also warten und wenn sich der Traktor samt Erntemaschine vom Feld Bewegte ging es wieder los. Doch bei Fisolen und den Erbsen wars sehr mühsam, denn die gedroschen Krautbündeln enthielten noch genügend Frucht, doch diese musste Mühsam einzeln in die Handgenommen und durchsucht werd. Ja die Guten ins Sackerl und weiter zum nächsten Spreu. Ja da kam zwar was zusammen aber nicht so viel wie bei den Erdäpfeln. Lustiger war es dann beim Erdbeerklauben da konnten wir naschen was wir wollten, die Münder waren rot verschmiert und wir waren satt von den herrlichen saftigen Beeren. Da wurde man noch mit ein paar Schilling für jedes volle Körbchen bezahlt; das besserte uns das Taschengeld (welches eh nur selten gab) gut für die Ferien und den Eissalon auf.
Ja das waren zwar harte Zeiten aber auch wunderschön und wir kamen nicht auf blöde Gedanken so wie die Jugend heute. Leute und andere Jugendliche bedrohen und berauben, dealen oder stehlen. Es war eine schöne,anstrengende Zeit und hat uns viel fürs Leben gelehrt. Aufeinander schauen miteinander reden und teilen was da war wurde verwertet und nicht wegen niedrigen preisen eingeackert oder verbrannt. Ich erinnere mich gerne an diese “Gute Alte Zeit”. Schade für die Jugend von Heute.
© Filou 2021-04-14