von Richard Krampl
Ich habe ja immer gerne irgend etwas unternommen. An Ideen hat es mir nie gemangelt – bis heute nicht. Im Frühling 1979 kam ich auf die Idee, dass ich in Zeltweg einen Jugendclub machen könnte. Als ich meinen Bruder mit der Idee konfrontierte, meinte der, dass der einzige, der dafür in Frage käme, der Preisler Marzellino wäre. Also setzte ich mich mit dem Marzellino in Verbindung – und der hat tatsächlich mitgemacht. Wir haben dann im Granitzenweg 16 im ersten Stock ein Zimmer gemietet, so ca. 6 mal 8 m groß, 100 Schilling pro Monat, geht. Dann natürlich renovieren, ausmalen. Als Sitzgelegenheiten haben wir Strohballen genommen, die haben wir in Jute eingenäht. Der Stangl Hans hat uns auch einmal geholfen bei dieser Arbeit. Als „Tische“ habe ich mir in der Wasserberg-Säge einen tollen Lärchenstamm ausgesucht und den dann alle 42 cm absägen lassen und lackiert. Und als Beleuchtung – eh kloar – was denn sonst?: zwei Petroleumlampen. Und dann noch eine Stereoanlage natürlich. Der Name war noch ein gewisses Problem. Beim alten Lexikon meines Vaters habe ich dann einmal zufällig „Mahatma Gandhi“ aufgeschlagen. Hat mir sofort zugesagt. Ich war eh vorher schon ein Fan von ihm. Das erste Konzert fand am 29. Mai 1979 statt: „Gabi, Ricky & Ivo“ (Gitarre, Geige, zweistimmiger Gesang). Wir hatten täglich von 17 bis 21 h geöffnet, mit open end halt. Und es hat tatsächlich ganz langsam angefangen, Granitzenweg 16 ist ja die totale Stadtgrenze, im Mai, Juni, selbst Anfang Juli war tatsächlich sehr wenig los. Aber in den Ferien hat es sich dann schön langsam herumgesprochen. Und im August war dann schon richtig viel los. „Best music in town“ sozusagen. Einmal habe ich um 17h die Tür aufgemacht, da sind tatsächlich auf einen Schwung 35 Jugendliche hereingekommen. Der umsatzstärkste Tag waren 700 S (Ziebelstreichwurstbrot und so Sachen). Einige wenige sind sogar aus Knittelfeld und Judenburg gekommen. Einen Ami hatten wir auch einmal dabei, den „Duncan“. Natürlich haben wir immer wieder Veranstaltungen gemacht: ein Fußballmatch, ein Eishockeymatch, und natürlich Konzerte. Natürlich ist es zum Teil ziemlich wild zugegangen. Nur zwei mal war die Gendarmerie da. Da hat ein Gendarm dann gefragt: „Und wie is es bei euch mit dem Haschisch?“ Der Marzellino: „Gehascht wird nur zwischen 7 und 9“. Brüllendes Gelächter. Der Marzellino war wahrscheinlich sowieso der geheime „Star“. Später einmal hat mir eine erzählt, dass ca. 90% der Mädchen wegen dem Marzellino gekommen sind. Ehen sind sogar hervorgegangen aus dem Club. Der Club hat sich immerhin deutlich länger als eineinhalb Jahre gehalten. Irgend wann zwischen Dez. 1980 und März 1981 war es dann wieder aus. Eine ist einmal zu Hause schlafen gegangen und als die Eltern geglaubt haben, sie schläft, ist sie beim Balkon ausgestiegen und wieder in den Club gekommen. Eine hat mir gesagt (in den Ferien), sie steht um 12 h auf, dann isst sie und dann wartet sie bis es 17 h ist und der Club aufsperrt.
© Richard Krampl 2020-09-13