Juhuu, wir sind 12 Jahre alt IV

Brigitte Ammer-Weis

von Brigitte Ammer-Weis

Story

Ganz anders ist es, wenn die Söhne unserer Mutter zu Besuch kommen! Da bin ich in der ersten Reihe. Da wird ohne Punkt und Komma gekuschelt und ich kann überall sitzen und liegen, wo ich sonst nicht darf. Warum, fragt ihr? Na, bei uns gibt es so etwas wie angestammte Plätze. Mein Bruder und ich würden ja jeden Winkel in diesem Haus abwechselnd belegen und besetzen, wie das Kinder nun mal so tun, das ganze Reich erobern, aber da wurde uns ein Schlussstrich gezogen und manche Lieblingsplätze unserer Mutter sind tabu für uns – haha, außer ihre beiden Söhne sind da! Oder Alexander, das ist ein junger Freund unserer Mutter, er ist nur ein bisschen älter als wir und mit ihm geht immer die Verwöhnpost ab. Na ja, was soll ich sagen, man merkt in manchen Dingen schon den Generationenunterschied. Mein Bruder macht sich übrigens gerade räuspernd bemerkbar und will wahrscheinlich noch seinen Senf zur Mayonnaise dazu geben. Also mach’ ich´s kurz bevor ich mich von euch verabschiede: Es ist schwer ok hier und ich freue mich so auf die Geburtstagsparty.“

„Hi Leute, da bin ich nochmal, wie versprochen. Als Familienoberhaupt wollte ich euch zum Abschluss noch für euer Interesse und eure Geduld beim Lesen oder Zuhören unserer Geschichte danken. Aber nun muss ich Schluss machen. In der Küche riecht es schon so verdammt gut nach leckerem Abendessen und ich muss mich leider beeilen davon etwas abzubekommen, bevor mein Bruder seinen Teller leer geputzt hat und sich über meinen hermacht. Tschüs, bis zur nächsten Geschichte.“

Teil 2

„Treue Leserin, treuer Leser, ich bin immer noch ganz beseelt von den Geburtstagsüberraschungen, die mein Bruder und ich bekommen haben. „Guzzis“, wie es unsere Mutter nennt, ohne Ende, wie im Schlaraffenland. Wir haben uns darüber so gefreut, dass wir beschlossen haben, ihr auch ein paar kleine Geschenke zu machen. Wir haben uns dafür ordentlich ins Zeug gelegt, das könnt ihr uns glauben. Sage und schreibe sechs Mäuse und drei Vögel haben wir gefangen und ihr liebevoll als Präsente vor die Türe, auf die Terrasse und sogar ins Gemüsebeet gelegt. Überall sollte sie eine kleine Aufmerksamkeit von uns finden. Wir glauben, sie hat sich darüber sehr gefreut, denn sie sagt immer wieder, wie süß wir sind und dass das sogar die Zecken finden müssen. Denn täglich entfernt sie mindestens fünf von diesen lästigen Biestern, die sich ungefragt schamlos und mit Vorliebe an unserem Hals festbeißen. Obwohl diese Traktur piekst und die Stelle anschließend ziemlich juckt, halten wir still und lassen das Prozedere stoisch über uns ergehen.

Ich erzähle und erzähle und habe total darauf vergessen, uns namentlich vorzustellen. Ich bitte um ergebenste Entschuldigung für diese Unhöflichkeit und möchte euch auch die Geschichte unserer Namensgebung nicht vorenthalten, noch dazu, wo ich sie von geheim zu bleibenden Quellen erhalten habe. Dazu muss ich allerdings etwas ausholen: Vor also 12 Jahren hatte unsere Mutter mit ihren Söhnen fieberhaft überlegt, wie wir Zwillinge heißen sollen. Tom und Jerry, Fix und Foxy wurden von den Jungs angedacht, aber bald, weil zu plakativ, verworfen.


© Brigitte Ammer-Weis 2023-06-24

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Unbeschwert