K11: Die Auslöschung

Aaron Reissner-Goldammer

von Aaron Reissner-Goldammer

Story

Jeder Cuthaltor kennt die Ăśberlieferungen, die Geschichte eines Ereignisses, das so viele Arten vernichtete und die erste Zivilisation in TrĂĽmmern hinterlieĂź. Es gibt ein Gedicht der Cuthaltor, das dieses Ereignis beschreibt. Ich habe mir die Freiheit genommen, es in Mercho zu ĂĽbersetzen und dabei sein ursprĂĽngliches Muster zu bewahren:

Flammen am Himmel,
der Tod bricht tausende Schritt,
Asche bedeckt Pflanz’ und Tier, Baum und Stein.
Ein Winter stiehlt jedes Licht,
Drachen vergehen.

Ein gewaltiger Feuerball, mehrere tausend Schritt im Durchmesser, wirbelte Staub und Asche auf und leitete den langen Winter ein. Die meisten Arten fielen diesem Ereignis zum Opfer. Die stolzen Zmeyvolk, die Drachen der Urzeit, wurden ausgelöscht und zerfielen in die heutigen Awolopo, Sobekhai, Kuratong, Komodraga und andere Nachkommenarten.

Auch die Meeresbewohner blieben nicht verschont. Die grausamen Mangowhai und die zurĂĽckhaltenden Papakainga wurden schwer getroffen, ebenso die einst lebhaften Baishou, eine Art Werkraken, wenn meine Recherchen korrekt sind. Zwischen den Baishou und den Mangowhai herrschte ein erbitterter Konkurrenzkampf um die Vorherrschaft in den Meeren.

Während die Baishou versuchten, Überlebende zu retten und Hilfe zu leisten, nutzten die Mangowhai das Chaos und das Massensterben zu ihrem Vorteil. Sie griffen an und löschten die Baishou aus – ein Ereignis, das in der allgemeinen Verzweiflung kaum Beachtung fand.

Einige Mangowhai, mit denen ich sprechen konnte, berichteten mit stolzgeschwellter Brust von den Grausamkeiten ihrer Ahnen: wie sie die Überlebenden der Baishou in Unterwasserhöhlen trieben und diese einstürzen ließen, wie sie gezielt die Nachkommen der Baishou angriffen, um die Männchen aufzuschrecken, sie zur Verteidigung ihrer Familien zu locken und in Fallen zu treiben.

Die Mangowhai waren die großen Gewinner des langen Winters. Als dieser sich dem Ende zuneigte, kontrollierten sie bereits die Ozeane. Doch das reichte ihnen nicht. Mit den milderen Witterungsbedingungen begannen sie, auch die Küsten anzugreifen. Sie schwammen Flüsse hinauf ins Landesinnere, verschafften sich Zugang zu Unterwasserreservoirs und Seen und begannen, die Landwesen zu unterwerfen, noch bevor sie die Fähigkeit entwickelten, selbst an Land zu gehen.

Ihre Herrschaft war eine Herrschaft des Todes. Im Gegensatz zu den Zmeyvolk, deren Reich Kultur, Politik und Wirtschaft brachte, brachten die Mangowhai nichts als Zerstörung. Die Aranea waren nicht zahlreich genug, um sie zu manipulieren, die anderen Landarten nicht stark genug, um sich zu widersetzen. So wurden die Mangowhai zu den unumstrittenen Herrschern des Wassers und darüber hinaus.


© Aaron Reissner-Goldammer 2024-12-21

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Dunkel, Mysteriös, Traurig
Hashtags