Ich besuchte den Letzten Durchgang der Hauptschule bei uns im Dorf, bevor aus dieser Schule eine „Neue Mittelschule“ wurde. Ich fand schnell meinen Platz in der Klasse, hatte Freunde, und fand auch neue Freundschaften. Mit der Zeit ging es aber immer mehr bergab, im Sinne meines psychischen Zustandes. In der 2ten Klasse, auf Grund familiärer Auseinandersetzungen, und dem Fremdgehen meines Vaters, begann ich immer tiefer in diese Abwärtsspirale hinein zu rutschen. Zuhause gab es viel Krach, wir stritten über so gut wie alles, und niemand konnte oder wollte mich dabei verstehen. In der 6ten Klasse, eines Abends, als ich mich alleine zuhause befand, brach auf einmal meine heile Welt über mir zusammen. Da war plötzlich ganz viel Wut und Enttäuschung, aber auch Verzweiflung und vorallem der Wunsch, dass mein (scheiß) Leben endlich ein Ende hätte. Ich saß also da, nachdenken war mir in diesem Moment glaube ich garnicht mehr möglich. Mein junges Leben war so aus allen Fugen geglitten, dass ich keinen anderen Weg sah, als mein Leben mit 13 Jahren zu beenden. Das klingt hart. War es auch. Hart für mich, für meine Eltern und Lehrer, die davor aber die Augen verschlossen. Ich ging also mit dem Entschluss „es“ zu beenden zu dem Medikamentenschrank, holte mir alles mögliche, was ich finden konnte und spülte die Tabletten mit Wein hinunter. Nach einiger Zeit, ich weiß nicht ob es Minuten oder Stunden waren, in denen ich auf den Tod gewartet habe, schlief ich ein. Von hier weg kann ich nur noch von Erzählungen meiner Eltern berichten, denn ab diesem Zeitpunkt bis zum nächsten Morgen hatte ich einen 100 % Filmriss.
Anscheinend dachten meine Eltern, ich wäre „nur“ betrunken. Papa hat mich dann ins Bett getragen, und dort schlief ich erstmal bis zum nächsten Morgen. Als ich dann aufgeweckt wurde von meiner Mama, da ich ja zur Schule musste, wurde mir bewusst, dass ich es überlebt habe, und sie kamen wieder, die Gedanken, die mich so sehr verzweifeln haben lassen, dass ich mit 13 beinahe mein Leben beendet hätte. Ich wurde an jenem Tag von Papa in die Schule gefahren, laufen war nicht möglich. Dort angekommen wurde mir das Ausmaß meines Suizidversuches erst so richtig bewusst. Erste Stunde Religion. Frau Schneider* (*Name geändert) betrat die Klasse, zur Begrüßung der Lehrkraft war es bei uns üblich, auf zu stehen und somit einen zu Gruß symbolisieren. So schnell ich aufgestanden war, so schnell saß ich auch wieder auf meinen 4 Buchstaben. Frau Schneider sah mich an und meinte in einem leicht abfälligen Ton: Na ,gestern die Nacht durchgemacht? In diesem Moment wurde rum so entsetzlich übel, dass ich ohne ein Wort von mir zu geben, zur Toilette eilte, nicht sicher, ob ich sie auch rechtzeitig erreichen würde. In der Zwischenzeit wurde meine Mama verständigt, dass sie bitte vorbeikommen möge, da es mir wirklich schlecht ging. Mama ahnte, dass das nicht „nur“ vom Alkohol kam, den ich am Abend zuvor konsumiert hatte. Als Mama die Schule betrat, eilte ihr Frau Mihalitsch, meine Klassenlehrerin bereits entgegen und berichtete über meinen schlechten Allgemeinzustand. Mama verfrachtete mich ins Auto. Und dann….geriet alles sich zu drehen und… Irgendwann nachmittags wurde ich in meinem Bett wach. Da kündigte Mama mir an, dass wir jetzt zu unserer Hausärztin fahren würden…Ich rastete aus.
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© Christina Mayrhofer 2024-09-09