K3: Vergangenheit mit Folgen (3/?)

Nadines Sicht

Eine Schande, dass er nicht genommen wurde. Ich dachte, er habe sich dort beworben, weil er so gut sei? Ich frage lieber nicht mehr nach. ,,Hat sich das mit Lilly geklärt?“, kam es nach einer kurzen Pause von ihm. ,,Nein, nicht wirklich. Ich hatte nicht mehr viel mit ihr gesprochen danach, was vielleicht auch sogar besser war.“, gab ich als Antwort.

,,Hast es nicht unbedingt einfach mit der, oder?“, fragte er weiter. ,,Nun ja. Nicht wirklich. Wir sind halt vi- drei Schwestern und eine muss immer aus der Reihe tanzen. Obwohl ich eigentlich immer dachte, dass ich das war. Lilly ist so eine Art von Person, die immer denkt, sie wäre besser als alle anderen, mit ihrem

Beliebtheitsstatus und den guten Noten. Michelle ist die eher etwas Zurückhaltende, die immer auf alle aufpasst, wie eine Mutter. Und dann gibt es halt mich. Und ich weiß selber nicht einmal mehr, wer ich wirklich bin. Wahrscheinlich bin ich einfach die, die von allen gehasst wird und trotzdem immer versucht geliebt zu werden.“ ,,Nur weil ein paar Leute über dich lachen, heißt es nicht, dass du von jedem gehasst wirst. Es wird immer Leute geben, die mit dir gehen.“, gab er zu. ,,Und außerdem, sieh es so. Du hast deine Freunde Lilia und Timber oder wie die beiden Mädchen heißen.“, sprach er weiter. Ich nickte verunsichert. ,,Dich nicht?“, fragte ich schüchtern. Er drehte sich zu mir. ,,Glaub mir. Du willst keine Freundschaft mit mir. Ich ertrinke förmlich in Problemen, weil ich es nicht schaffe, sie selber zu lösen.“

,,Manche Probleme kannst du auch nicht alleine lösen. So was wie-“ Ich hielt kurz inne. ,,Depressionen? Komische Gedanken, die dich Dinge machen lassen wollen, die du bereuen könntest?“, sprach ich weiter. Silvers Blick richtete sich sofort auf mich. Er schaute mich nur verdutzt hinter seiner Brille an. ,,Du tust immer so, als hättest du Ahnung.“, kam es nach einer Weile von ihm. ,,Ich hatte schon genug mit so Menschen zu tun. Außerdem geht es mir auch nicht immer so gut, wie ich vortäusche zu sein. Sag mir nur, wie ich dir helfen kann!“

,,Es gibt nicht wirklich etwas, dass du an meiner Lage ändern könntest. Ich habe diese Depressionen von meiner Mutter vererbt bekommen. Es zieht sich praktisch wie ein roter Faden durch meine Familie. Nach meiner Geburt wurde es jedoch noch schlimmer.“, erklärte er. ,,Da wir schon dabei sind: Du hast mir bis jetzt noch nichts über deine Familie erzählt!“, unterbrach ich ihn.

,,Über die gibt es auch kaum etwas zu sagen. Meine Mutter ist seit einigen Jahren in einer Klinik für psychisch Kranke, weswegen mein Vater auf mich und meinen großen Bruder Dennis aufpasst. Allerdings ist er kaum zu Hause, weil er als Tätowierer den ganzen Tag arbeitet. Aber wenn man ihn dann mal sieht, dann ist er meistens betrunken. Ich musste mir schon oft anhören, dass ich der Grund dafür bin, warum alles den Bach heruntergeht. Meine Mutter täuschte ihm allerdings damals immer vor, dass es nicht meinetwegen sei, damit er aufhörte. Jedoch wussten wir alle, dass es anders war.“