Kajak Rodeo WM Graz 2003

Story
2003

2003, Graz Kulturhauptstadt Europas, Herzen und Geldtascherl der Politiker ein bisschen geöffneter als normal. Vieles wurde möglich. Z.B. unsere Kajak Rodeo WM. Das ist eine Abart des Kajakfahrens, findet nur an einer Stelle, dem Spot, statt. Eine Welle oder Walze, in der werden Figuren gezeigt, so eine Art Schaulaufen. DafĂŒr gibt es eigene, kurze, wendige Boote.

Vor Graz hatte es so etwas noch nie in einer Stadt gegeben, dazu noch in einer Weltkulturerbe-Altstadt. Entsprechend neu waren auch die Probleme. Wir waren zu zweit, ein Wahnsinniger und ich. Ich war Paddlerin und hatte viel Erfahrung im Organisieren. Er war wahnsinnig. Das war genau die richtige Kombination. Zwei Jahre lang hatten wir viel Spaß, viele Probleme, wenig Geld. Wir bekamen es gut hin.

357 Paddler aus 37 Nationen waren da. WĂ€hrend der zwei Wettbewerbswochen kam ich aus dem BĂŒro gar nicht raus. Zum Schluss 60 Mitarbeiter, lauter junge Leute, die alle ihre stĂ€ndig klingelnden RucksĂ€cke um meinen Schreibtisch herum geparkt hatten. Vom tatsĂ€chlichen Geschehen an der Walze bekam ich kaum etwas mit außer LĂ€rm. Der war von der HauptbrĂŒcke bis ins Rodeo Office in die Kosakengasse zu hören.

Die KĂŒr wurde begleitet von einer Musik, die sich die Starter selbst ins Ohr stöpselten. Auch die Zuschauer wurden beschallt, die LautstĂ€rke war deutlich ĂŒber 90 Dezibel, da allein die Walze selbst so viel „emittierte“. UnzĂ€hlige besondere Momente. Nur 2 greife ich heraus, damit ihr eine Vorstellung bekommt:

Ein Australier: Margret, ich brauch ein Auto. WofĂŒr?? Wir sind in der FußgĂ€ngerzone. Ich muss ĂŒber mein Boot drĂŒberfahren. Auto organisiert, er fuhr ĂŒber sein Plastik-Schinakel, vorne entstand eine tiefe Delle. Er strahlte. Paßt! Er hatte gesehen, dass die neuen Boote alle vorne sowas hatten. Damit ließen sich die Figuren leichter „fahren“.

Zweite Szene: Ich wollte Tipis an der Mur haben. Fand einen echten Indianer, Tim Sikyea vom Stamme der Lakota in Kanada. Mit sehr schönen selbst gebastelten und bemalten Zelten. Ein Wolf und ein BĂ€r waren drauf. Sein indianischer Name lautete Wanbli Isna-la, Lonely Eagle. Er bestellte SEHR kurzfristig 60 StĂŒck 8m hohe Holzstangen!!! Der Wahnsinnige trieb sie auf.

Winnetou, wunderschön mit schwarz glĂ€nzendem langem Haar, befahl: Abschöpsen! 60 StĂŒck mußten in Windeseile von der Rinde befreit werden. Wir verstanden nicht, wieso. Und womit? Jausenmesser eigneten sich nicht. Zum Baumarkt. Ein GerĂ€t kaufen. Wieder zurĂŒck, griff der einsame Adler grinsend in seine Hosentasche und holte ein zweites GerĂ€t hervor. Das hatte er
 gefladert.

Stundenlang schöpsten unsere Burschen bei Affenhitze, der Lakota saß in seinem gepflegten dunklen Anzug auf der Terrasse des KultcafĂ©s „Schwalbennest“, mit bester Aussicht auf die Fichtenstangen und blickte zufrieden auf die Mur.

Only one chief but a lot of Indians. Das hat ihm getaugt. Mit einem Lasso hat der Eagle die Stangen dann eingefangen und hoch droben gebÀndigt. Sehr eindrucksvoll.

© 2019-11-18

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