Kaltenbrunner Karl und der Stier!

Philip

von Philip

Story

So einen Simmentaler Stier hatte damals der Bauer vom Kaltenbrunner Gut zu Weigensam. Gnackbucklat (also mit einem großen Höcker aus Muskeln und Fleisch im Nacken) muss so ein Stier sein, dann ist er gut. Das Bröckerl hatte an die 0,9 Tonnen Lebendgewicht, obwohl er vor ein paar Wochen noch nicht mal geschlechtsreif war, der Hansl.

Daher dachte der Kaltenbrunner, der Stier könne mit den übrigen Kühen seines Hofes mit auf die Weide in der Schnötzing Gwandtn getrieben und von seinen Söhnen Karl und Hans gehütet werden.

Auch die Kühe vom benachbarten Humer Gut waren auf der angrenzenden Wiese in diesem Gebiet; der Nestler Beb und ich mussten die kleine Herde hüten.

Unter einem alten Apfelbaum hatten wir ein Feuerchen gemacht, um einige Kartoffeln zu braten. Da wechselte der Stier Hansl auf einmal zu den Kühen vom Humer Bauern! Schau schau meinte der Nestler Beb zum Kaltenbrunner Karl gewandt, jetzt wird aus eurem Hansl der Kaltenbrunner Stier Haons?

In dieser Zeit erzählten sich die Bauern einen Witz über ein Urlauberpaar, das einem Bauern begegnete als dieser eine seiner Kühe zu einem anderen Bauern führte, der einen prächtigen Stier hatte. Was machen Sie mit der Kuh auf der öden Straße da, konnte die Urlauberfrau ihre Neugierde nicht zähmen? I führs halt zum Stier, antwortete der Bauer. Weswegen zum Stier, was ist denn das wieder? Dös müssen Sie sich so vorstellen, der Stier ist gleichsam der Mann von der Kuh! Egon! da gehen wir mit, ich möchte mal sehen, wie sich so ’ne Kuh auf den Rücken legt, endete die Pointe.

Der Hansl ritt inzwischen bereits auf Milchkühe vom Humer Bauern auf, die den Stenz einfach ignorierten. Eine doch schon reifere Kalbin zeigte aber bereits Interesse am plötzlich zum Stier gewordenen Hansl. Da hat sich der ältere Karl von den Kaltenbrunner Söhnen entschlossen, den Stier Haons von den Humer Kühen wieder zu seiner Herde zurück zu treiben. Der Haons war aber nicht mehr da Hansl, er folgte weiter der Kalbin seines Herzens.

Da schlug ihn Karl mit dem Oxensehn (das ist die Achillessehne eines geschlachteten Ochsen) auf die Hinterbeine. Haons drehte sich sofort um, scharrte mit den Vorderhufen den Boden der Wiese auf, brüllte als wollte er zum Ausdruck bringen, ‚misch dich da nicht ein, Karl‘! Karl stand breitbeinig da vor dem Stier und schlug ihn weiter auf dessen Nase, um ihn zurücktreiben zu können. Da senkte da Haons sein Haupt, machte 2 Schritte vorwärts, hatte seinen Kopf zwischen Karls Beinen und riss es ruckartig nach oben. Karl flog über die ganze Länge des Stieres, blieb aber unverletzt weil er sich abrollen konnte. Da war da Haons auch schon über Karl, der am Boden lag. Seine Vorderhufe verfehlten aber Karl, der schnell unter dem Stier nach rückwärts herauskroch und zu uns auf den alten Apfelbaum flitzte.

Als Haons spannte, dass Karl entwischt war, kam er zum Apfelbaum? Dachte aber: nachkraxeln tu ich euch nicht und trottete wieder zurück zur Herde. Auf die Weide durfte er aber nicht mehr, nach diesem Vorfall.

© Philip 2020-03-05

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