Kämmerlein der Kindheits-Erinnerungen

Maria-Antoinette

von Maria-Antoinette

Story
In meiner Heimat

Meine Kindheit: Wie oft denke ich zurück, an die Jahre mit dir, diese Jahre im Glück. Der Gedanke an dich berührt mein Herz und öffnet die Tür zum Kämmerlein der Erinnerungen.

Bei dir durfte ich frei sein, die Natur erleben, die Tiere lieben, den Menschen vertrauen, die Welt entdecken. Ich durfte Kind sein. Konnte meine unbändige Neugier stillen, meine Grenzen suchen, lachen und weinen und dem Übermut freien Lauf lassen.

Weißt du noch, wie gerne ich mit anderen Kindern im Freien herumtollte? Wir spielten Fangen und Verstecken, Räuber und Gendarm, sprangen im Galopp über Stock und Stein bis es dunkel wurde. Die Natur war unsere Bühne, der Himmel unser Zelt und das Rauschen des Baches, die Musik der wir lauschten. Wir lagen im Gras, tanzten im Regen und ließen unsere Träume fliegen wie Pusteblumen. Die Zeit hatte noch keine Bedeutung. Denk an den Apfelbaum in Nachbars Garten, er hatte eine nahezu magische Anziehungskraft, genauso wie die verlockend süßen Beeren. Diese Verführung war unwiderstehlich, daran kamen wir nicht vorbei, ohne nicht eine Handvoll zu stibitzen. Verbotene Früchte schmeckten eben ganz besonders gut. Du hast die Augen zugedrückt und gedacht: „Ach, es sind ja nur kleine Hände.“

Immer warst du dabei, hast verständnisvoll mitgemacht und gelächelt, wenn ich dann müde, aber glücklich nach Hause lief. Mein Zuhause war voller Liebe, Geborgenheit, Verständnis und Vertrauen. Du hast es gut mit mir gemeint – meine Kindheit. Die Schulzeit hatte ihre eigene Erfahrung zu vergeben. Das Lernen stand nicht unbedingt an erster Stelle. Konzentrieren war Schwerstarbeit, ruhig zu sitzen unmöglich und das Einmaleins hatte viel zu viele Zahlen. Der Heimweg von der Schule entpuppte sich jedes Mal als Abenteuer. Es gab vieles was mein Interesse weckte. Blumen pflücken, Steine sammeln, aber vor allem faszinierte mich alles was kreuchte und fleuchte, denn Tiere hatten es mir besonders angetan. Die Liebe zum Tier war ganz tief in mir drin, von Anfang an, bis heute. Viele schöne Jahre warst du an meiner Seite, hast mich Wertvolles gelehrt. Gefühle nicht zu verdrängen, gut und böse zu unterscheiden und liebenswert zu sein. Du hast mich geprägt, mir die Weichen gestellt und die Richtung gezeigt. Das alles hast du mir mitgegeben, damit ich nicht verloren gehe auf dem Weg durchs Leben. Geliebte Kindheit, du wertvolle unbeschwerte Zeit, wann hab ich dich verloren? Ich will wie früher Schneeflocken fangen, im Regen tanzen und träumen von dir. Vor allem will ich dir danken dafür, dass ich sein durfte was ich war, dass ich Kind sein durfte. Aber hab ich dich wirklich verloren. Lacht nicht bei fröhlichen Feiern und lustigen Ereignissen das Kind aus mir. Darf ich nicht das Gefühl – Kind zu sein – immer wieder neu entdecken, indem ich nicht verlernt habe auch heute noch die kleinen Wunder zu sehen und die Freude am Leben zu spüren, genauso wie früher?

»Nein, du hast mich nicht verlassen, du hast dich nur irgendwo in meinem Kämmerlein der Erinnerungen versteckt«


© Maria-Antoinette 2023-11-10

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