Kann denn Liebe SĂŒnde sein?

Marianna Vogt

von Marianna Vogt

Story
Schweiz 2023

Das tÀgliche Gehirnjogging bringt schon was, obschon ich es zu Beginn belÀchelt habe. HÀtte ich heute nicht daran gedacht, einen neuen Kochlöffel zu kaufen, könnte ich mein legendÀres Lauchrisotto am Abend nicht kochen. Das wÀre wirklich jammerschade.

Noël spazierte frohgelaunt zur DorfgÀrtnerei. Schon von weitem erblickte er die Heugabel, die an die Glasscheibe des Treibhauses angelehnt war.
«Ist das eine der Heugabeln, die kĂŒrzlich bei der Bauerndemo verwendet wurde?», begrĂŒĂŸte NoĂ«l Franz vom Gartenbau und lachte herzhaft.
«Hoi NoĂ«l. Ja genau, das ist eine davon. Da die Bauern wĂ€hrend der Demo mehr ‘Puh Rufe’ statt Lob erhielten, schmiss einer der Farmer die Gabel vor den Eingang des GeschĂ€fts. Willst du sie haben?»
«Nein danke. Ich bin gekommen, um Rosen zu bestellen. Ich habe ein altes Holz-Speichenrad in einem Auktionshaus ersteigert. Nun will ich dieses mit dunkelroten Rosen ausschmĂŒcken, zu diesem Zweck genĂŒgen welche mit ganz kurzem Stiel», antwortete NoĂ«l ganz stolz.
«NoĂ«l», erwiderte Franz, «dich scheint es ja ganz schön erwischt zu haben. Du weißt schon, dass dies eine kostspielige Angelegenheit wird, oder?», dabei schaute er ihn prĂŒfend an.
«Ich weiß, aber dies ist es mir wert», bejahte er die Frage.
«Kenn’ ich sie?»
«Vielleicht, sie heißt Suzette und wohnt eine Wohnung ĂŒber mir», NoĂ«l gluckste vor Freude.
«Ja klar.» Franz lachte. «Das ist doch die Rothaarige mit dem herzigen Dialekt. Sie kauft ab und zu Blumen ein. Beim Abschied sagt sie meistens: «Das sind so schönes flowers – ich gebe ein kleines SchlĂŒckchen Wein in Wasser, so die Blumen leben lang.»
«Tja, Suzettes Deutsch lĂ€sst zu wĂŒnschen ĂŒbrig. Manchmal macht es die Kommunikation zwischen uns nicht einfach. Aber wo eine Wille – ist auch ein Weg. Aber nun zurĂŒck zum eigentlichen Thema. Kannst du mir die Blumen bis spĂ€testens nĂ€chsten Freitag besorgen, ich brauche schon noch etwas Zeit um das Rad zu schmĂŒcken.»
«Ich werde die Stiele in der LĂ€nge belassen, du kannst sie mit einer Gartenschere zu Hause selbst in der richtigen LĂ€nge kĂŒrzen. Komm rein, ich zeige dir im Katalog die gesamte Auswahl. Pass auf, dass du nicht ĂŒber den ausgelegten Wasserschlauch fĂ€llst, sonst feierst du Weihnachten im Krankenhaus statt im Liebesnest.»
NoĂ«l blĂ€tterte durch die BroschĂŒre und hatte sich schnell entschieden. «Die sollen es sein, Franz». Er hielt seinen Zeigefinger auf das Bild.»
«Sehr gut, ich bestelle auf Ende der Weihnachtswoche an der Blumenbörse 100 StĂŒck dieser edlen Sorte. Ich rufe dich an, sobald die Lieferung eingetroffen ist.»

NoĂ«l entschied sich ĂŒber den Gnadenhof nach Hause zu laufen. Die frische Luft empfand er als sehr angenehm und so konnte er sich ĂŒber die Organisation und Ablauf der Weihnachtsfeier Gedanken machen.
Als er beim Tierasyl ankam, sah er eine Muttersau die ihre 10 Ferkel sĂ€ugte. Wenn dies jetzt meine Suzette sehen könnte, wĂŒrde sie auf der Stelle ein Schweinchen adoptieren wollen. NoĂ«l schmunzelte und sah dem Treiben eine Zeitlang zu, bevor er sich endgĂŒltig auf den Heimweg begab.

© Marianna Vogt 2023-12-16

Genres
Romane & ErzÀhlungen, Humor& Satire
Stimmung
Abenteuerlich, Hoffnungsvoll, Inspirierend
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