Kann Nitsch verstaan!

Story

Leider. Ich würde ihn gerne verstehen, den Nitsch. Ich hab sogar einmal einen Kurs bei ihm machen wollen, als es einige Sommer lang im Kornspeicher des Schlosses Halbenrain bei Bad Radkersburg in der Steiermark die Gelegenheit gab.

Einen Kurs hab ich erwischt, bei Giselbert Hoke. Die Sternstunde meines malerischen Lebens. 10 intensive Tage nur vor der Leinwand, mit dem Meister im Nacken. Festgehalten in der Geschichte „Ich male auch“. Und da sah ich, dass Brettschuh und Nitsch auch „im Angebot“ waren. Brettschuh interessierte mich als Landschaftsmaler und weil er angegeben hatte, dass er auch auf Russisch malt bzw. dass man mit ihm auch in dieser Sprache verkehren könnte. Ich nahm dann aber Abstand, weil vorgeschrieben war, dass man Akte malen musste. Das widerstrebt mir, nicht die Nacktheit, hab ja selber einmal einen Sommer lang nackt herumgestanden im Benediktiner Stift Millstatt. Dass man musste. Ich wollte Landschaften malen, Brettschuhs Landschaften haben mich sehr berührt. Also kein Brettschuh für mich.

Aber Nitsch. Nächstes Jahr „ein Nitsch“, nahm ich mir vor. Als ich mich im Frühjahr anmelden wollte, war der Kurs abgesagt. Hinter vorgehaltener Hand war zu erfahren, dass er so mit den Farben gewütet hat, dass sich das mit dem Kurspreis nicht mehr ausging. Schade, ich hätte sehr gerne mit Nitsch was geschüttet im Kornspeicher in Halbenrain. Schloss Halbenrain übrigens der „Aufwachsort“ von Desirée Treichl geb. Stürkh, die einige Jahre lang den Wiener Opernball organisierte. Mittlerweile durfte man dort als KursteilnehmerIn in einem der 6-Bett-Zimmer auch übernachten. Was ich tat. Und dabei in den langen dunklen Gängen eine Freundschaft zu einer Hamburger Malerin knüpfte, die da mit ihren langen weißblonden Haaren durch die Gänge huschte wie ein Geist aus ferner Zeit. Moin, Heidrun!

Immer wieder Nitsch, der – für mich – Unbegreifliche. Grauslich, was er da aufführt. Verstörend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sich Menschen über fließendes Stierblut mehr erregen als über Menschenblut. Da hat er schon was angerichtet. Und es ist natürlich viel leichter, sich über solche Ungustiösitäten vor Ort zu echauffieren als über die wirklich tragischen Dinge, die sich auf diesem Planeten vor unseren Augen abspielen. Wo das Blut gefiltert ist durch HD und Flatscreen. Bestechend, diese Farben! Und es rinnt nix unten aussi. Beruhigend.

Also, wie gesagt, interessieren tut er mich, der Alte. Er hat wunderbare Bilder geschüttet, ohne Blut. Auch nicht nur rote. Die gefallen mir schon sehr. Er redet auch klug daher. Auslöser für diese Zeilen ist die Meldung, dass er sich heuer über Wagner in Bayreuth hermachen will. Wagner. Ausgerechnet. Passt aber auch zu diesem unfassbaren Giganten. Kunst kommt nicht von Verstehen. Soviel ist fix.

Kunst ma vielleicht 100 Euro borgen? Na, das ist jetzt dem Ernst der Lage nicht angemessen. Mar-gret!!! Schreibt ein Follower dann immer. Aber ein schöner Abschluss. I kenn mi jo a nit aus!!!

© 2021-01-19

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